In Schwerin bot immerhin der Hauptkampf Weltklasseboxen

Schwerin. Waldemar Kluch strahlte. Vier Runden des Hauptkampfes um die WM nach Version des Weltverbands WBA im Supermittelgewicht hatten genügt, um den Chef des Hamburger Profistalls Universum in Superlativen schwelgen zu lassen. "Das war absolutes Weltklasseboxen", sagte er - und lag damit richtig. Mit einem furiosen Finish hatte der ungarische Titelverteidiger Karoly Balzsay vor 6000 Zuschauern in der Schweriner Sport- und Kongresshalle seinen Stallkollegen Dimitri Sartison in der letzten der zwölf Runden stoppen können. Nach einer Kombination zum Kopf, die ihn zu Boden schickte, konnte sich der Ex-Weltmeister zwar aufrappeln, aber nicht mehr erholen, und als Balzsay anschließend konsequent nachsetzte, war es der schwedische Ringrichter Michael Hook, der Sartison durch seinen Abbruch vor einer schweren Prügelstrafe bewahrte.

Kämpfe wie der in der Nacht zu Sonntag sind es, die Universum benötigt, um den Status von einst wiederzuerlangen. "Wir müssen unsere Partner mit Leistung überzeugen, dann werden wir zu alter Stärke finden. Wichtig ist, dass unsere Boxer aktiv sind", sagte Kluch, der das seit dem Ablauf des TV-Vertrags mit dem ZDF Ende Juli 2010 ums Überleben ringende Unternehmen seit vergangenem Sommer führt. Große Namen gibt es bei Universum noch immer, auch in Schwerin wurden mit den Ex-Weltmeistern Ruslan Chagaev, Juan Carlos Gomez, Jürgen Brähmer und Ina Menzer einige präsentiert. Große Leistungen brachten sie allesamt nicht.

Am überzeugendsten war noch der Auftritt Menzers, die Federgewichtlerin empfahl sich mit einem couragiert herausgeboxten Punktsieg über Doris Köhler (Österreich) für die WM-Chance gegen WBC-Championesse Maureen Shea (USA), die im Herbst kommen soll. Kuba-Schwergewicht Juan Carlos Gomez mühte sich im Rückkampf gegen Darnell Wilson (USA), dem er im September wegen einer Schulterblessur unterlegen war, zu einem Abbruchsieg in Runde vier, nachdem Wilson durch einen unabsichtlichen Kopfstoß einen tiefen Cut am rechten Auge erlitten hatte. Ex-Schwergewichts-Weltmeister Ruslan Chagaev wies bei seinem Drittrunden-Knockout gegen den schwachen Billy Zumbrun (USA) immerhin nach, dass sein Aufwärtshaken noch funktioniert, und der frühere Halbschwergewichts-Weltmeister Jürgen Brähmer zeigte gegen den zähen Namibier Vikapita Meroro über zehn Runden, dass er konditionell auf der Höhe ist. Der erhofften Rückkehr auf den WM-Thron dürfte angesichts seiner teils abenteuerlichen Defensivarbeit allerdings noch viel Arbeit voranstehen.

Kluch ist sich dennoch sicher, dass der richtige Weg eingeschlagen ist. Nachdem aus Schwerin Livebilder im Fernsehen nur bei Hamburg 1 zu sehen waren, soll spätestens am 2. Juni, wenn die nächste Veranstaltung in Hamburg - entweder im Gym in Lohbrügge oder in der Wandsbeker Sporthalle - ansteht, ein solventer TV-Partner über- und maßgeblich zur Finanzierung des Kampfabends beitragen. In Schwerin saß neben einer ZDF-Abordnung Burkhard Weber am Ring. Der Sportchef des Bezahlsenders Sky signalisierte großes Interesse an einem Einstieg ins Live-Boxen. Allerdings favorisiert Sky das anglo-amerikanische System, in dem Sender nicht einen Stall finanzieren und nur dessen Kämpfe zeigen, sondern einzelne Boxer und deren Highlight-Kämpfe einkaufen. Kluch ist überzeugt, Sky die gewünschte Ware anbieten zu können. Wer das sein soll, müssen die nächsten Monate zeigen.