Die Hamburger Boxprofis Sartison und Balzsay müssen morgen in Schwerin zum Stallduell um die WM im Supermittelgewicht antreten

Hamburg. Als Waldemar Kluch im Sommer vergangenen Jahres die Geschäftsführung im Profiboxstall Universum übernahm, da war eins seiner Ziele, keine stallinternen Duelle mehr zu machen. Kluchs Vorgänger Klaus-Peter Kohl hatte Kämpfe zwischen zwei Universum-Boxern geschätzt, weil er so auf jeden Fall den Sieger unter Vertrag hatte und den Verlierer bei Bedarf aussortieren konnte. Für das Betriebsklima waren derlei Ausscheidungskämpfe indes Gift, und deshalb nahm Kluch sich vor, sie nicht mehr zu machen.

An diesem Sonnabend ist Universum nun Veranstalter in der Schweriner Sport- und Kongresshalle, und im Hauptkampf um die WBA-WM im Supermittelgewicht stehen sich mit dem ungarischen Titelverteidiger Karoly Balzsay, 32, und Dimitri Sartison, 32, zwei Universum-Profis gegenüber. Allerdings sind die Vorzeichen für dieses Stallduell andere als früher. Der Weltverband WBA hat das Aufeinandertreffen angeordnet, da Balzsay im vergangenen Jahr nur um den Titel kämpfen durfte, weil Sartison diesen wegen einer schweren Knieverletzung hatte niederlegen müssen. Schon damals war die Maßgabe gewesen, dass der Gifhorner nach seiner Genesung eine sofortige Titelchance bekommen sollte.

"Es ist nur fair, dass er jetzt die Gelegenheit bekommt, um seinen Titel zu kämpfen", sagt Balzsay, der von Michael Timm gecoacht wird. "Ich werde mir zurückholen, was mir gehört", sagt Sartison, der mit Artur Grigorian arbeitet. Auf markige Kampfansagen verzichten die beiden Sportler, auch aus Rücksicht auf den Trainingskollegen. "Wir verstehen uns gut. Für den Kampf ruht die Freundschaft, aber es ist nicht das Ende der Welt, dass wir gegeneinander antreten", sagt Sartison. Vor allem aber, und das unterscheidet dieses Stallduell von früheren, ist der Kampf für keinen der beiden das Ende der Karriere. "Beide werden danach bei Universum weiterboxen. Wir wollen niemanden aussortieren", sagt Waldemar Kluch.

Sehr ungern erinnern sich Sportler und Trainer an frühere Stallduelle. Halbschwergewichtler Jürgen Brähmer, morgen in einem Aufbaukampf gegen den Namibier Vikapita Meroro gefordert, war im Mai 2006 Teil eines der brisantesten Aufeinandertreffen dieser Art. Gegen Mario Veit sollte er sich für einen WM-Kampf positionieren. Seine Punktniederlage war nicht nur sportlich ein Rückschlag, sondern sorgte auch für Schadenfreude im Universum-Gym, da die meisten Außenseiter Veit die Daumen gedrückt hatten. Zwar gewann Brähmer den Rückkampf im September 2007 durch K.o., seiner Karriere waren die Duelle kaum zuträglich.

Auch Balzsay hat bereits zwei Stallduelle absolviert. Im Januar 2009 wurde er durch einen Punktsieg über den Russen Denis Inkin WBO-Weltmeister, im Dezember 2009 unterlag er nach Punkten gegen Eduard Gutknecht. Auch ihn warf die Niederlage weit zurück, dennoch schaffte er es, sich zurückzukämpfen. Vor seinem dritten Stallduell ist der Ungar froh, sich immerhin getrennt von seinem Rivalen vorbereiten zu können, was früher aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht möglich war. Dennoch sind sie bei Universum froh, wenn die Schlacht geschlagen ist. "Sportlich ist das ein toller Kampf, menschlich hätten wir gern darauf verzichtet", sagt Kluch.

Der TV-Sender Hamburg 1 überträgt den Kampfabend von 21.30 Uhr an live. Komplett ist er von 17.45 Uhr an im Internet bei figosport.de zu sehen.