Dem formschwachen Sturm der HTHC-Hockeyherren fehlt am Derbywochenende der beste Mann

Hamburg. Ob er einen ruhigen Start in die nächste Woche verleben wird, das hat Jan-Philipp Heuer selbst in der Hand. Der 25 Jahre alte Hockeystürmer vom Harvestehuder THC leitet den Shop des Hockeyausrüsters BHP - ausgerechnet auf dem Gelände des Erzrivalen Club an der Alster an der Hallerstraße. Verliert der HTHC das Bundesliga-Stadtderby am Sonntag (12 Uhr, Barmbeker Straße) gegen Alster, dann ist Heuer am Montag der Spott der Klubmitglieder gewiss. "Dann werden sie alle in den Laden kommen und mich aufziehen, vor allem, weil ich nach dem 5:0-Sieg im Hinspiel derjenige war, der spotten durfte", weiß er.

Es liegt an diesem Wochenende, an dem einen Tag zuvor um 14 Uhr auch der zweite Lokalrivale Uhlenhorster HC am Voßberg gastiert, noch viel mehr Last auf Heuers Schultern als gewöhnlich. Mit seinem Sturmpartner Tobias Lietz muss er endlich die Torflaute beenden, die die Schwarz-Gelben seit Beginn der Rückrunde quält. Fünf Tore aus fünf Spielen sind eine extrem magere Ausbeute, in der Hinrunde hatte der Klub gegen die gleichen Gegner bereits 20 Tore geschossen, insgesamt waren es 43 in elf Hinrundenspielen.

Ausgerechnet in den Derbys, in denen es neben Punkten im Kampf um die Teilnahme an der Endrunde in Berlin (2./3. Juni) auch um die Vorherrschaft in der Stadt geht, fällt mit Michael Körper nun auch noch der wichtigste HTHC-Torjäger aus. Der 25-Jährige, der 19 der 48 Treffer erzielte, kämpft mit Österreichs Nationalteam in Japan um die Qualifikation für die Olympischen Spiele. "Natürlich ist das bitter für uns, denn Michi ist als Eckenschütze und mit seiner körperlichen Präsenz schwer zu ersetzen. Aber wir alle verstehen, dass er für seinen Traum, einmal bei Olympia dabei zu sein, auf vier Bundesligaspiele verzichtet", sagt HTHC-Cheftrainer Christian Blunck.

Die Aufgaben des kampfstarken Österreichers werden nun auf mehrere Schultern verteilt. "Einen Spieler wie Michi kann man nicht eins zu eins ersetzen", sagt Jan-Philipp Heuer, der bislang sechs Saisontore auf seinem Konto hat. Die Ecken übernimmt Abwehrchef Moritz Fuhrmann. Heuer will versuchen, sich verstärkt im Schusskreis in Szene zu setzen. Lietz, der erst einmal ins Tor getroffen hat, muss noch mehr als Vorbereiter agieren und sich als immer anspielbarer Ballverteiler aufreiben. "Lietzi hat ein überragendes Auge, und wenn er mich mit Vorlagen füttert, werde ich alles tun, um endlich wieder zu treffen", sagt Heuer.

Es ist die von Stürmern gefürchtete Mischung aus mangelndem Selbstvertrauen und fehlendem Glück, die bei Heuer und Lietz die aktuelle Formkrise ausgelöst hat. "Das Spielverständnis ist gut, aber wir müssen härter arbeiten und mehr Torchancen erzwingen. Das haben wir in der Hinrunde besser gemacht", zeigt sich Lietz selbstkritisch. Mit vielen Torschussübungen und ständiger Wiederholung von Drei-gegen-drei-Situationen soll in dieser Woche im Training das Vertrauen in die Abschlussstärke zurückkehren.

Auf der Rückreise nach der 1:4-Niederlage in Krefeld am vergangenen Sonnabend hatten sich die Stürmer und Mittelfeldregisseur Tobias Hauke zusammengesetzt, um über notwendige Änderungen im Zusammenspiel zu beraten. Ergebnis des "Krisengesprächs": "Wir müssen so arbeiten wie in der Hinrunde, dann kommt der Erfolg zurück", glaubt Lietz. Ein Derbywochenende wäre der beste Zeitpunkt dafür.