Der Universum-Boxprofi will den körperlichen Einbruch im Duell mit Felix Sturm genau analysieren

Hamburg. Heute hat Sebastian Zbik einen wichtigen Termin. In der Asklepios-Klinik St. Georg lässt er von seinem Vertrauensarzt Michael Ehnert seinen Kopf eingehend untersuchen. Der 30 Jahre alte Mittelgewichts-Boxprofi aus dem Hamburger Universum-Stall will ausschließen, dass die schweren Kopftreffer, die er am Freitagabend in Köln bei seiner Niederlage gegen WBA-Superchampion Felix Sturm hatte einstecken müssen, bleibende Schäden hinterlassen haben.

Dass Zbik einer derjenigen Sportler ist, die der Gesundheit Vorrang geben, ist nicht erst seit Freitag bekannt, als er nach der neunten Runde mit Trainer Artur Grigorian beschloss, das ungleich gewordene Duell aufzugeben. "Ich habe die Schläge nicht mehr kommen sehen, und meine Beine waren zu schwach. Ich habe gespürt, dass ich nichts mehr ausrichten kann", sagte der Neubrandenburger gestern. Kopfschmerzen bereiteten Zbik aber nicht die vielen Führhände Sturms, die sein Gesicht zerbeult hatten, sondern die Art und Weise, wie er den Kampf verlieren geben musste.

"Die ersten drei Runden liefen perfekt, da hatte ich ihn im Griff, doch dann bin ich körperlich eingebrochen. Mental war ich bestens drauf, aber physisch fehlte es, und ich muss analysieren, woran das lag", sagte er. Das Problem, glaubt er derzeit, war die lange Kampfpause von zehn Monaten. "Ich hatte nach dem Verlust meines WBC-WM-Titels im Juni 2011 mit dem Boxen quasi abgeschlossen und habe sieben Monate nicht wie ein Leistungssportler gelebt. So etwas macht sich gegen einen Topmann wie Felix dann bemerkbar", sagt er. Auch dass er sein Kampfgewicht von 72,5 Kilogramm erst kurz vor dem Wiegen erreichte, habe Kraft gekostet. "Im Sparring bin ich zwölf Runden problemlos durchmarschiert, aber da hatte ich auch noch 75 Kilo", sagt er. Im Nachhinein wäre ein Aufbaukampf wohl besser gewesen, doch die Chance, den Erzrivalen vor die Fäuste zu kriegen, wollte Zbik nicht ein zweites Mal verpassen.

Während Sturm, der sich beweglicher, variabler und im Vergleich mit vorangegangenen Kämpfen deutlich verbessert zeigte, nun bis Ende September seine Pflichtverteidigung gegen den Kasachen Gennady Golovkin (einst Universum, heute bei den Klitschko-Brüdern unter Vertrag) bestreiten muss, will Zbik sich Zeit nehmen, um über den Fortgang seiner Karriere zu entscheiden. Zunächst will er sich auf sein Studium des Wettkampf- und Leistungssports an der Europa-Akademie für Sport und Management in Potsdam konzentrieren. "Wenn ich in zwei Monaten spüre, dass ich noch heiß aufs Boxen bin, mache ich weiter", sagt er. Universum-Chef Waldemar Kluch hat bereits angekündigt, dass er Zbik gern eine neue Chance geben würde.