Vor 54 141 Zuschauern hatte HSV-Angreifer Mladen Petric sein Team per verwandeltem Handelfmeter mit seinem siebten Saisontor in Führung gebracht (40.). André Schürrle (55.) markierte den Ausgleich.

Hamburg. Zum Einstand seines neuen Trainerduos Sami Hyypiä/Sascha Lewandowski hat Bayer Leverkusen den freien Fall gestoppt und Kurs auf die Europa League genommen. Nach zuletzt vier Bundesliga-Pleiten in Serie verbesserte sich das Werksteam am Ostersonntag durch das 1:1 (0:1) beim Hamburger SV auf Platz sechs der Tabelle. Den seit nunmehr sieben Heimspielen sieglosen HSV trennen dagegen weiter nur zwei Punkte vom Relegationsplatz. Vor 54 141 Zuschauern hatte HSV-Angreifer Mladen Petric sein Team per verwandeltem Handelfmeter mit seinem siebten Saisontor in Führung gebracht (40.). André Schürrle (55.) markierte den Ausgleich.

„Wir haben vier Punkte aus den letzten zwei Spielen geholt, jedes Spiel ist ein Finale, das nächste in Hoffenheim auch“, analysierte HSV-Sportdirektor Frank Arnesen, während die HSV-Akteure von den Fans gefeiert wurden. „Wir haben darum gebettelt, dass Leverkusen ein Tor schießt, und nach dem Ausgleich ging’s auf einmal wieder. Das darf nicht passieren“, schimpfte HSV-Kapitän Heiko Westermann, „wir haben ein gutes Spiel gezeigt. Wir hätten die drei Punkte verdient gehabt, aber die haben wir nicht. Jetzt müssen wir uns Stück für Stück da unten rausarbeiten.“

Leverkusens Coach Lewandowski wertete den Auftritt als positives Signal: „Von der Einstellung her war es absolut top und ein Riesenschritt nach vorn.“ Auch sein Kapitän Simon Rolfes sah das Unentschieden als Zeichen. „Wir haben den Neuanfang eingeleitet, zwar nicht drei Punkte geholt, aber es war eine deutliche Leistungssteigerung.“

Bei den Gästen sorgten im Spiel eins nach der Ära des entlassenen Trainers Robin Dutt gleich zwei Personalien für Aufsehen. Hyypiä ermöglichte Michael Ballack den ersten Einsatz seit dem 22. Januar, auf der Bank saß erstmals nach neunmonatiger Verletzungspause Keeper Rene Adler, der in der kommenden Saison für den HSV spielen soll. HSV-Schlussmann Jaroslav Drobny ließ sich von der Anwesenheit seines vermeintlichen Nachfolgers nicht nervös machen und hielt trotz eines Spezialverbands am linken Daumen (Bänderanriss) überragend. Erst am Samstag hatte sich sein Einsatz geklärt.

Beiden Teams war von Beginn an die große Bedeutung dieser Partie anzumerken. Geprägt von vielen Missverständnissen, Abspiel- und Denkfehlern, blieb das Spiel im ersten Durchgang lange unspektakulär. Bei Bayer war Ballack im Mittelfeld neben Jubilar Simon Rolfes (200. Bundesliga-Spiel) um Ordnung bemüht. Der HSV brauchte unterdessen eine knappe Viertelstunde, um sich freizuspielen und ein Übergewicht in puncto Ballbesitz und Torchancen zu erarbeiten.

Nach zunächst zaghaften HSV-Annäherungsversuchen von Marcell Jansen (18.), Marcus Berg (28.), Michael Mancienne (35.) und Jeffrey Bruma (38.) sprang Bayer-Verteidiger Gonzalo Castro der Ball bei einer Jansen-Flanke an den Arm – Petric verwandelte den fälligen Elfmeter zum verdienten 1:0 (40.). In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs scheiterte Leverkusens Tscheche Michal Kadlec mit der besten Gelegenheit seines Team freistehend an seinem starken Landsmann Drobny.

Und Drobny konnte sich auch unmittelbar nach der Pause auszeichnen, als er einen Flachschuss des überzeugenden Rolfes (46.) abwehrte. Neun Minuten später war allerdings auch er machtlos. Einen Kopfball von Stefan Kießling konnte der Hamburger Robert Tesche zunächst noch auf der Linie klären – Schürrle köpfte den Abpraller unbedrängt zum 1:1 (55.) ein. Die Partie blieb zerfahren, der eher unauffällige Ballack musste in der 65. Minute raus. „Ich bin zufrieden, dass ich nach nur vier Tagen Training so schnell wieder in die Mannschaft zurückkehren konnte“, meinte Ballack, „wir haben schwierige Wochen hinter uns. Wir müssen mit dem Punkt leben und zuhause nachlegen. Für uns geht es nur noch nach oben.“

Die Hanseaten benötigten eine ganze Zeit, sich von dem Schock des Ausgleichs zu erholen. Erst in den letzten 20 Minuten drängten die Norddeutschen wieder mit aller Macht auf den dritten Heimsieg. Nationalspieler Dennis Aogo, der nach seiner fünften Gelben Karte am Mittwoch bei 1899 Hoffenheim fehlen wird, scheiterte mit einem Freistoß an Bayer-Keeper Bern Leno (73.), Petric schoss knapp übers Tor (81.). Der HSV muss damit weiter auf seinen ersten Heim-Dreier seit dem 2:0 gegen Nürnberg am 4. Dezember 2011 warten.

(dpa)