Europareise der Niedersachsen nach 1:2 im Viertelfinale beendet – Umsatzplus von 18 Millionen Euro als Trostpflaster

Hannover. Das Abwehrbollwerk von Atletico Madrid hat Fußball-Bundesligist Hannover 96 den Weg ins Halbfinale der Europa League versperrt. Eine Woche nach der 1:2-Niederlage in Spanien verloren die Niedersachsen auch im Rückspiel gegen den über weite Strecken äußerst defensiv eingestellten Favoriten 1:2 (0:0) und verabschiedeten sich in der Runde der letzten Acht aus dem Wettbewerb. Mame Diouf hatte Atleticos Führung durch Adrian (63. Minute) erst neun Minuten vor dem Ende ausgeglichen. Falcao sorgte kurz darauf für den Siegtreffer der Gäste (87.). Für Madrid kommt es im Halbfinale am 19. und 26. April nun zum spanischen Duell mit dem FC Valencia.

„Die Mannschaft hat Unglaubliches geleistet, das sollten wir trotz der Niederlage nicht vergessen. Wir können stolz sein“, sagte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke und fügte an, „jetzt müssen wir uns schütteln, und dann geht es weiter.“ Für 96-Coach Mirko Slomka war „mehr drin“, der Fußballlehrer anerkannte aber auch die Leistung Atleticos: „Wir haben gegen einen wirklich starken Gegner gespielt.“

Vor 44.000 lautstarken Zuschauern in Hannovers ausverkaufter Arena bemühten sich die Platzherren von Beginn an, die Initiative zu ergreifen. Die kompakt gestaffelten Madrilenen hielten jedoch kompromisslos dagegen und ließen den Bundesliga-Fünften kaum einmal in Fahrt kommen. Hannover fehlte es an Kreativität und das Team hatte große Probleme, Lücken in Atleticos Hintermannschaft auszumachen. Viele kleine Fouls im Mittelfeld und die damit verbundenen Unterbrechungen hemmten den Spielfluss zusätzlich.

Hannover vor der Pause ohne nennenswerte Chance

Da auch die meist von Christian Pander vor das gegnerische Tor getretenen Standardsituationen wirkungslos verpufften, blieben die Gastgeber im ersten Durchgang ohne nennenswerte Möglichkeit. Die Spanier, bei denen der frühere Bremer und Wolfsburger Bundesligastar Diego im Gegensatz zum Hinspiel in der Startformation stand, beschränkten sich derweil vor allem darauf, die Führung aus dem ersten Vergleich zu verteidigen. Bei Ballbesitz von Hannover verbarrikadierte sich Madrid oft tief in der eigenen Hälfte.

Im Spiel nach vorn zeigte sich Atletico, das auf die gelbgesperrten Leistungsträger Gabi, Arda Turan und Juanfran verzichten musste, eher bedächtig und verschleppte geschickt das Tempo. Einzig ein Kopfball von Adrian flog halbwegs gefährlich in Richtung 96-Tor (31.). Erst nach dem Seitenwechsel agierte Madrid aktiver und beschäftigte Hannover mehr in der Abwehr. Die Niedersachsen selbst fanden in der Offensive weiter kaum ein Mittel, um zwingend zum Abschluss zu kommen.

Atletico im zweiten Duchgang aktiver

So hatten die Gäste die erste gute Chance des zweiten Abschnitts. Diego zirkelte einen Freistoß aus spitzem Winkel auf die Fäuste von 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler (58.). Fünf Minuten später zeigte sich Adrian dann zielsicherer. Der Flügelstürmer umkurvte nahezu die gesamte 96-Hintermannschaft, düpierte auch noch Zieler und schob zum 1:0 für die Gäste ein. Hannover, das sich durch den unerwarteten Einzug ins Viertelfinale immerhin über ein Umsatzplus von rund 18 Millionen Euro und einen beträchtlichen Zugewinn an Renommee freuen konnte, wirkte hingegen in seinen Aktionen nach vorn zunehmend ratlos.

Die Niedersachsen bemühten sich zwar nach Kräften, fanden aber nie die nötigen Mittel, um dauerhaft Gefahr auszustrahlen. Pander prüfte Atleticos Keeper Thibaut mit einem direkt auf das Tor gezogenen Eckball (68.). In der 71. Minute schickte Trainer Mirko Slomka in Mohammed Abdellaoue einen vierten nominellen Stürmer auf das Feld, zu mehr als dem 1:1 sollte es aber nicht reichen. Stattdessen schlug Madrid durch Falcao zurück und zog als Sieger ins Halbfinale ein.

(dapd)