100 Jahre Leichtathletikgeschichte auf 200 Quadratmetern

Hamburg. Der lange rote Teppich erinnert eher an die Oscar-Verleihung als an Leistungssport. Veranschaulichen soll der über neun Meter lange Teppich aber den Weltrekord im Weitsprung. 8,95 Meter sprang Mike Powell 1991. Am Absprungpunkt stehend wird die beeindruckende Weite erst so richtig deutlich. Auch der deutsche Rekord (8,54 Meter) von Lutz Dombrowski und der Hamburger Rekord von Sebastian Bayer (8,17 Meter) sind markiert.

Neben Medaillen, Pokalen und Trikots können sich die Besucher auf 48 Schautafeln und insgesamt 200 Quadratmeter Fläche detailliert über die Leichtathletikgeschichte informieren. "Wir lassen nichts aus", sagte der Präsident des 1911 gegründeten Hamburger Leichtathletikverbands (HLV), Wolfgang Müller-Kallweit und verwies auf die Bedeutung des Sports während des Nazi-Regimes. Auch Hamburgs Sport- und Innensenator Michael Neumann unterstrich den Missbrauch des Sports im Nationalsozialismus und in der ehemaligen DDR.

Das Positive überwiege aber. Neumann hob vor allem die Qualität der Ausstellung hervor, Dinge greifbar und erlebbar zu machen. "Ich habe erst heute begriffen, welch unglaubliche Leistungen erbracht wurden", sagt Neumann. Die 6,14 Meter, die Sergej Bubka im Stabhochsprung überwand, werden ebenso visualisiert wie der deutsche Rekord von Tim Lobinger (sechs Meter) und der Hamburger Rekord von Michael Stolle (5,60 Meter).

Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in London warnte Neumann vor zu hohem Erfolgsdruck. "Bei der hohen Leistungsfixiertheit darf man Menschen nicht kaputt machen." Zudem hat Hamburgs Leichathletik Nachholbedarf - vor allem infrastrukturell. "Der Abriss des Volksparkstadions war bedauerlich", sagte Neumann. Hamburg hat seit 1989 keine deutschen Meisterschaften mehr ausgerichtet. Durch die fehlenden adäquaten Anlagen im Freibereich hat die Stadt im nationalen Vergleich das Nachsehen. "Es ist schwierig in Hamburg ,die Infrastruktur für Leichathletik zu schaffen, aber die Stadt hat es verdient und auch das Potenzial dafür", glaubt Neumann.

Die Ausstellung ist ab heute geöffnet und dauert bis zum 20. April. Montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr ist ein Besuch im Foyer der DAK-Gesundheit (Nagelsweg 27-31) möglich.