Spanier gewinnt Formel-1-Grand-Prix in Malaysia, Schumacher und Vettel rutschen aus

Sepang. Fernando Alonso hatte an diesem Tag nur ein Problem. Weil die spanische Nationalhymne offiziell keinen Text hat, wusste der 30-Jährige während der Siegerehrung nicht so recht, wo er mit seiner Freude über den Sieg beim Großen Preis von Malaysia hin sollte und stand am Ende eines ansonsten perfekten Tages etwas ratlos auf dem Podest. Nach den ersten Takten begann er kurzerhand mit den Ferrari-Mechanikern zu kommunizieren. Ein Zwinkern hier, ein Winken dort, am Ende legte er die Hand hinter sein Ohr, wie Fußballprofis, die nach einem Torerfolg ihre Kritiker fragen: "Was sagt ihr nun?"

Genauso war die Geste des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters gemeint. Von einem komplett neuen Auto war schon die Rede gewesen, von der Ablösung der sportlichen Leitung bei Ferrari und von einem Imagedesaster für die stolzen Italiener sowieso. Ferrari war nicht konkurrenzfähig, darin waren sich alle einig.

Und nun, nach der Zielflagge, sagte Alonso dann: "Ich bin selbst etwas überrascht über den Sieg. Unser Ziel war es, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Jetzt sind es 25 geworden. Besser geht es nicht." Nebenbei hatte er auch die WM-Führung übernommen.

Alonso profitierte allerdings bei seinem 28. Grand-Prix-Sieg von derart vielen äußeren Umständen, dass das wahre Potenzial seines Dienstwagens weiter unklar ist. Heftiger Regen hatte den Kurs wenige Runden nach Beginn geflutet, das Rennen war für 51 Minuten unterbrochen worden. Alonso bewies nach dem Neustart strategischen Spürsinn und wechselte zum richtigen Zeitpunkt die Reifen. Sein Sieg ist daher in erster Linie das Zeugnis seiner fahrerischen Klasse. Sein Ferrari-Teampartner Felipe Massa fuhr mit dem gleichen Untersatz nur auf Rang 15 und muss weiter um seinen Platz bangen.

Als erster Anwärter auf seine Nachfolge gilt Sergio Perez. Der 22-jährige Mexikaner war mit seinem Sauber, angetrieben von einem Ferrari-Motor, lange Zeit der schnellste Fahrer von allen. Wenn er nicht fünf Runden vor dem Ende nach einer Konzentrationsschwäche einen kleinen Umweg gefahren wäre, hätte er möglicherweise sogar seinen ersten Formel-1-Triumph feiern können. "Das ist ein gigantisches Gefühl", jubelte der Mexikaner. "Ich hatte gedacht, dass sogar der Sieg möglich ist." Sein Coup, der ihm mehr Punkte brachte als in der kompletten vergangenen Saison, verstärkt die Spekulationen um einen Wechsel zu Ferrari. "Jeder Fahrer träumt davon, eines Tages für sie den Titel zu holen." Sein Vater Antonio tönte bereits: "Ich denke, ein Wechsel ist nur noch eine Frage der Zeit."

Ganz andere Zukunftssorgen treiben derzeit Sebastian Vettel um. Der Weltmeister beendete das Rennen als Elfter außerhalb der Punkteränge und außerhalb seines Anspruchs. Eine Kollision mit Narain Karthikeyan hatte seinen linken Hinterreifen aufgeschlitzt und zu einem weiteren Boxenstopp gezwungen. "Wie das auch im echten Leben ist, gibt es noch ein paar Gurken, die auf der Strecke rumfahren", schimpfte der 24-Jährige. "Das ist frustrierend. Ein vierter Platz wäre noch zufriedenstellend gewesen, aber so springt gar nichts dabei raus." Dass seine größten Konkurrenten ebenfalls nur eingeschränkt (Lewis Hamilton als 3.) oder gar nicht (Jenson Button als 14.) punkteten, war kein Trost. Red Bulls Dominanz ist dahin. Und neben McLaren schickt sich nun in Alonso ein weiterer Konkurrent an, den Titelkampf mitzugestalten.

Immerhin drohen Vettel derzeit keine Attacken von Mercedes. Wie in der Vorwoche folgte auf ein vielversprechendes Qualifying ein enttäuschendes Rennen. Michael Schumacher (10.) drehte sich nach Feindberührung schon in Runde eins aus der Spitzengruppe heraus, Nico Rosberg (13.) hatte erneut große Reifenprobleme. "Es ging Schritt für Schritt rückwärts", sagte der 26-Jährige. Das gilt auch für die Zwischenbilanz des Teams: ein Punkt aus zwei Rennen ist ein krachender Fehlstart.

Somit fuhr Nico Hülkenberg erstmals als bester Deutscher ins Ziel. Auf Platz neun konnte wenigstens der Force-India-Fahrer sagen: "Ich bin mit meinem Resultat zufrieden."