Hamburg. Es ist ein Tanz auf drei Hochzeiten, der Kristina Reynolds seit Monaten auf Trab hält. In einem Monat will die Medizinstudentin ihr zweites Examen auf dem Weg zur Fachärztin für Innere Medizin ablegen. Sie muss in Zügen, Flugzeugen oder Hotelzimmern lernen, denn die sportlichen Ziele, die die 28 Jahre alte Hockeytorhüterin Reynolds anstrebt, überstrahlen in diesem Jahr alles. Derzeit kämpft die Nationalspielerin um einen Platz in der für die Olympischen Spiele in London qualifizierten Nationalmannschaft. Und mit ihrem Hamburger Klub, dem Klipper THC, geht es in der am Sonnabend beginnenden Bundesliga-Rückrunde auf dem Feld um die Teilnahme an der Endrunde - und über Ostern folgt die erste Europapokalteilnahme seit zehn Jahren.

"Es werden sehr interessante Monate, auch für mich persönlich", sagt die 1,81 Meter große Sportlerin. Natürlich denkt sie darüber nach, "dass ich auch mit leeren Händen dastehen könnte."

Und da hat das Auftaktwochenende für die Liga richtungweisenden Charakter. Mit einem Sieg am Sonnabend (15.30 Uhr, Eckerkamp) könnte der Tabellensechste Klipper dem direkten Konkurrenten TSV Mannheim dessen vierten Rang abnehmen, der zur Endrundenteilnahme berechtigt. Am Sonntag (12 Uhr) gebe es gegen den Mannheimer HC die Chance, diesen Rang zu festigen. "Wir wissen, dass die Bundesliga zunächst Priorität hat. Aber natürlich ist bei jeder Spielerin der Europapokal im Hinterkopf", sagt Reynolds.

Die Teilnahme an der Champions League hatte sich Klipper im Mai 2011 durch einen Sieg im Entscheidungsspiel gegen den Berliner HC gesichert. "Die Reise nach Brüssel über Ostern ist ein absoluter Bonus. Aber wir wollen beweisen, dass unser Erfolg keine Eintagsfliege war", sagt Reynolds. In der vergangenen Woche schuftete das Team fünf Tage im spanischen Terrassa.

Für Kristina Reynolds ist die internationale Bühne eine wichtige Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Immerhin spielt Yvonne Frank, ihre härteste Rivalin um den Platz im Tor der deutschen Auswahl, mit Meister Uhlenhorster HC ebenfalls im Europapokal. Die beiden absolvieren seit Jahren ihr Stützpunkttraining gemeinsam in Hamburg, sie kennen die Stärken und Schwächen der anderen genau.

Reynolds hat noch eine weitere Zusatzmotivation. Als Tochter eines Engländers in London um eine Medaille zu kämpfen wäre etwas ganz Besonderes. "Meine englische Familie hat mich noch nie live spielen sehen. Umso schöner wäre es, wenn das bei Olympia klappt", sagt sie.