Indian Wells. Einmal musste Angelique Kerber an ihrem großen Tag dann doch passen. Nein, vom "Care Bear" hatte die Senkrechtstarterin bis dato noch nichts gehört. In Indian Wells ist die putzige Cartoonfigur aus dem US-Fernsehen bei den Zuschauern immer dann präsent, wenn der Name Kerber fällt. Und der fällt angesichts des überraschenden Halbfinaleinzugs der Kielerin in der kalifornischen Wüste - die letzte Deutsche, die es dort so weit schaffte, war Steffi Graf 1999 - auf und abseits des Courts immer öfter. Die Amerikaner sprechen Kerber eben aus wie ihren Lieblingsbär "Care Bear". Doch nicht nur wegen dieser Parallele hat sich die 24-Jährige längst in die Herzen der Fans im paradiesischen Tennis Garden gespielt.

Nach dem 6:4, 6:2-Viertelfinalsieg gegen die French-Open-Siegerin Li Na (China) will Kerber heute in ihrem ersten Masters-Halbfinale die Weltranglisten-Erste und Australian-Open-Siegerin Wiktoria Asarenka stürzen. Die Weißrussin hat 2012 bislang alle ihre 21 Matches gewonnen. "Natürlich will ich Asarenka schlagen. Ich habe nichts zu verlieren und werde versuchen, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Vielleicht bin ich ja die Erste, die sie in diesem Jahr besiegt", sagte Kerber, die sich unabhängig vom Ergebnis über einen weiteren Meilenstein ihrer Karriere freuen darf. Am Montag wird die US-Open-Halbfinalistin von 2011 in der Weltrangliste erstmals unter den Top 15 auftauchen. Doch auch das soll nur eine Zwischenstation sein. "Ich spüre, dass da noch mehr geht. Das war erst der Anfang", sagt Kerber.

Die Voraussetzungen könnten besser kaum sein. Wegen ihres schwachen ersten Halbjahres 2011 mit elf Erstrundenpleiten hat Kerber, die in dieser Zeit sogar an ein Karriereende dachte, bis nach Wimbledon 2012 kaum Punkte zu verteidigen. Sie weiß auch, dass nach ihrem ersten Turniererfolg Mitte Februar in Paris der Druck gestiegen ist. "Aber ich sehe zu, dass ich das nicht so an mich ranlasse. Nach dem Halbfinale bei den US Open war es mir wichtig zu zeigen, dass das keine Eintagsfliege war. Das habe ich geschafft", sagte Kerber, die bescheiden geblieben ist. Auch das mag ein Grund dafür sein, warum die Amerikaner Kerber schon fast so mögen wie ihren "Care Bear".