Toptalent Julia Hero hat beim Volleyballteam Aurubis den Sprung in die Bundesliga geschafft

Hamburg. Niederlagen gehören zum Sport, aber nicht viele haben so intensiv wie Julia Hero lernen können, mit ihnen umzugehen. Von 2008 bis 2011 war die 19-Jährige Teil des ambitionierten Jugendprojekts des Deutschen Volleyballverbands, der sein Damen-Nachwuchsnationalteam unter dem Namen VCO Berlin in der Bundesliga antreten lässt. Ziel ist es, den besten Talenten des Landes Wettkampfhärte beizubringen und sie an nationales Topniveau heranzuführen. Niederlagen, meistens mit 0:3, sind dabei normal, schon ein Satzgewinn wird gern wie ein Sieg gefeiert.

Seit Herbst vergangenen Jahres steht Hero nun auf der anderen Seite des Netzes. Die 185 cm große Außenangreiferin hat den Sprung in die Bundesliga geschafft. Aus diversen Angeboten, die nach Ablauf ihrer auf drei Jahre angelegten Ausbildung in Berlin vorlagen, wählte sie das des VT Aurubis aus. An diesem Sonnabend (18 Uhr, CU-Arena) empfangen die Hamburgerinnen im letzten Hauptrundenspiel der Saison nun ebenjenen VCO Berlin, und natürlich wäre alles andere als ein 3:0-Erfolg gegen den Tabellenletzten eine Blamage. Genau darin, sagt Julia Hero, liege das Problem. "Man darf VCO nicht unterschätzen, weil die nie etwas zu verlieren haben. Wenn wir nicht voll konzentriert sind, bekommen wir ein Problem", sagt sie.

Als 15-Jährige war Hero aus ihrem Heimatdorf Weißkirchen im Saarland nach Berlin gegangen, um ihre Volleyballkarriere voranzutreiben. Sie lebte in einem Sportinternat in Hohenschönhausen, der Alltag bestand aus Schule und Training. Ausgerichtet sind die Übungseinheiten auf die internationalen Turniere im Sommer, die Schwerpunkte liegen auf Athletik-, Kraft- und Techniktraining. "Im Winter, wenn die Bundesliga läuft, sind viele Spielerinnen im Leistungsloch, auch deshalb ist das Team VCO so unterlegen. Aber dafür waren wir im Sommer in den Vergleichen mit gleichaltrigen Nationalteams immer stärker", sagt Hero.

Für sie habe sich die Zeit in Berlin in mehrfacher Hinsicht gelohnt. Durch gezieltes Krafttraining bekam sie ihre chronischen Knieprobleme - schon als 13-Jährige hatte sie wegen falscher Trainingsbelastungen einen Knorpelschaden erlitten - in den Griff. Vor allem aber sei sie menschlich gereift, habe gelernt, sich in ein Team gleichermaßen einzufügen wie sich darin zu behaupten. Deshalb habe sie sich im vergangenen Jahr auch "reif gefühlt, den Sprung zu einem etablierten Verein wie Hamburg zu wagen".

Die Eingewöhnung in die neue Umgebung fiel ihr leicht, im Team herrscht ein Klima des Miteinanders, mit ihren Mitspielerinnen Eva Michalski und Cindy Ramirez teilt sich Hero zudem eine Wohnung, sodass immer jemand da ist zum Reden. Sportlich hat sie sich angesichts eines bis Sommer 2013 laufenden Vertrags diese Saison zur Eingewöhnung gegeben, und tatsächlich stellte sich erst in den letzten Wochen, in denen sie im Training nach eigener Wahrnehmung einen großen Schritt nach vorn gemacht hat, das Gefühl ein, in der Bundesliga angekommen zu sein.

Die größte Umstellung sei gewesen, von ihrer angestammten Position im Mittelblock in den Außenangriff zu wechseln. "Ich hatte praktisch nie in der Annahme gespielt und musste das neu lernen. Da kann ich nicht erwarten, dass das sofort klappt, manche brauchen dafür fünf Jahre", sagt sie. Ihre Mentalität, sich unter zu hohen Erwartungsdruck zu setzen, war sicherlich nicht förderlich für den Lernprozess, sie hat jedoch daran gearbeitet, sich "nicht mehr selbst im Weg zu stehen". Sie weiß, dass sie in Annahme, Angriff und Block noch einiges Potenzial hat, aber sie will die Entwicklung nicht mehr erzwingen, sondern sie Schritt für Schritt erarbeiten. Wichtig ist, dass der Erfolg sich einstellt. Verlieren hat Julia Hero lange genug gelernt.