Den deutschen Vertretern drohen in Zukunft Mindereinnahmen, weil kein frei empfangbarer Fernsehsender um die Rechte mitbietet.

Hannover. Die TV-Rechte der Europa League sind ein echter Ladenhüter – und das wird die Fußball-Bundesligisten teuer zu stehen kommen. Die Einnahmen werden von der kommenden Saison an drastisch sinken. Bisher gibt es keinen frei empfangbaren Fernsehsender, der für den kleinen Europapokal zahlen will. Wenn es dabei bleibt, wird die Uefa nur einen Bruchteil der zuletzt gezahlten 17 Millionen Euro an die deutschen Klubs ausschütten können.

Die möglichen Bundesliga-Vertreter wirken derzeit verunsichert. „Wir hoffen, dass es eine Lösung gibt“, sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs, dessen Team auf Europa-League-Kurs liegt. „Bisher hat die Uefa gute Arbeit gemacht.“ Hannovers Klubchef Martin Kind kommentierte: „Wenn es so kommt, müssen wir davon ausgehen, dass es deutlich weniger gibt.“ Kind fühlt sich insgesamt allerdings nicht sonderlich gut informiert vom europäischen Verband.

Millionen-Poker um die Vergabe der Bundesliga-Rechte

Seit elf Monaten sucht die sonst so geschäftstüchtige Uefa einen deutschen Free-TV-Sender, nachdem es im ersten Anlauf keinen zahlungswilligen Interessenten gegeben hatte – weiterhin vergeblich. Nur Sky besitzt derzeit Pay-TV-Rechte für die kommenden drei Spielzeiten.

„Es kann tatsächlich passieren, dass es keinen deutschen Free-TV-Sender gibt, wenn niemand Rechte akquiriert“, sagte ein Uefa-Sprecher. „Wir versuchen natürlich einen Sender zu finden.“ Es sei aber möglich, dass die Europa League in Deutschland nur für Pay-TV-Kunden zu sehen sein wird.

Was für Sky erfreulich wäre, würden die meisten Fans als Ärgernis empfinden; vor allem wenn ihr Lieblingsklub mitspielt. Für die Vereine selber wäre es aber ein großes finanzielles Problem. Der Großteil des Geldes, das die Bundesligisten derzeit noch kassieren, stammt aus dem sogenannten Marktpool. Dessen Höhe wird für die Bundesligisten durch die Einnahmen auf dem deutschen Markt bestimmt. Der geringere Teil des Geldes stammt aus den Prämien, die für alle teilnehmenden Mannschaften gleich sind.

Bayer Leverkusen etwa erhielt von der Uefa in der vergangenen Europa-League-Saison insgesamt 7,42 Millionen Euro, davon stammten 5,29 Millionen aus dem Marktpool. Bei den früher gescheiterten Vereinen VfB Stuttgart (5,59/3,69) und Borussia Dortmund (4,49/3,00) war das Verhältnis ähnlich.

Hintergrund des Problems ist, dass die großen deutschen Fernsehender kein Interesse am kleinen Europapokal haben. Dem ZDF, das von der kommenden Saison an die Champions League überträgt, fehlt das Geld. ARD und RTL haben ebenfalls schon abgewunken.

Bleiben die finanzschwachen Spartensender oder die ProSiebenSat.1 Media AG, die bis zum Ende der laufenden Saison die Europa League bei Sat.1 und Kabel eins zeigt. Offiziell heißt es: „Zu laufenden Rechtevergaben geben wir keinen Kommentar ab.“ Geschätzte 20 Millionen jährlich zahlt der Konzern derzeit.

Die Zurückhaltung der Sender ist verständlich, denn die Europa League ist für sie ein zweitklassiger Wettbewerb und zudem ein riskantes Produkt. Anders als in der Champions League, in der im kommenden Jahr mindestens drei Bundesligisten spielen, gibt es keine garantierten Startplätze für deutsche Teams. Eine Saison ohne Bundesligisten ist jedoch aus Quotensicht für jeden TV-Sender ein Alptraum. Zumal es in den Verträgen der Uefa auch Sendeverpflichtungen gibt. (dpa)