Veranstalter kann Insolvenz abwenden - DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus diskutiert beim Oddset-Talk über Gewalt im Fußball

Hamburg. Die schlimmen Ausschreitungen, die im Januar zum Abbruch des Schweinke-Cups geführt haben, sind unvergessen. Anlässlich des 5. Oddset-Talks im Hotel Le Royal Méridien konnte Wolfgang Engelmann, Mitorganisator des Turniers in der Sporthalle Hamburg, aber erleichtert bilanzieren: "Uns ist zwar ein Schaden von mindestens 100 000 Euro entstanden, aber unsere Gesellschaft wird ohne Insolvenzverfahren über die Runden kommen." Nachdem teilnehmende Klubs wie der FC St. Pauli und der VfB Lübeck auf ihre Antrittsgage verzichteten und auch der Hamburger Fußballverband unbürokratisch half, hofft Engelmann nun darauf, dass auch die Besucher keine Entschädigung für den ausgefallenen zweiten Tag einfordern.

Fast jede Woche wird inzwischen über Gewalt im Fußball berichtet. "Wir reden hier über gewaltbereite Menschen, nicht über Fußballfans, da muss man klar unterscheiden", appellierte Holger Hieronymus. Der Geschäftsführer Spielbetrieb der Deutschen Fußball Liga diskutierte mit HSV-Vorstand Oliver Scheel, Victoria-Manager Ronald Lotz sowie Dirk Fischer (Präsident des Hamburger Fußball-Verbands) mit den Moderatoren Dieter Matz (Abendblatt) und Carsten Byernetzki (HFV) darüber, ob der Fußball ein Problem hat oder das Problem ist .

Einig war sich die Runde, dass es keine Patentrezepte gibt. Hieronymus stellte mit Blick auf aktuelle Statistiken sogar fest, dass die Gewalttaten zwar quantitativ in den vergangenen zehn Jahren nicht zugenommen hätten, sich aber sehr wohl die Qualität verändert habe. "Wir bewegen uns auf einem sehr schmalen Grat", warnte der 53-Jährige. Schon jetzt habe die DFL nur noch zu etwa zehn Prozent Gestaltungsspielraum bei den Ansetzungen, da Sicherheitsaspekte und Vorgaben durch die Polizei immer mehr im Vordergrund stünden. Allerdings sei es falsch, wenn der Eindruck vermittelt wird, der Fußball habe nur noch mit Randale zu tun: "95 bis 98 Prozent aller Spiele von der Ersten bis zur Dritten Liga laufen völlig gewaltfrei ab."

Dennoch wird längst wird über die Einführung von Gesichtsscannern, personalisierte Tickets oder das Abschaffen von Stehplätzen diskutiert. Maßnahmen, die aber nicht greifen würden, glaubt Scheel, der forderte: "Alle an der Organisation Beteiligten müssen weiter hart zusammenarbeiten, dann können wir Ausschreitungen auf ein Minimum reduzieren." Lotz forderte neben einer besseren Prävention harte Bestrafungen: "Stadionverbote alleine sind mir zu sanft. Man muss den Menschen ans Leder und sie strafrechtlich verfolgen, hohe Geldstrafen oder Freiheitsstrafen verhängen." Fischer wünscht sich, dass sich die "guten Fans" von den Gewaltfans distanzieren und sagen: "Euch wollen wir nicht haben."