Volleyball-Team Aurubis verliert bei Meister Schweriner SC 1:3, zeigt aber zwei Sätze lang die beste Saisonleistung

Schwerin. "Wir sehen uns wieder, noch in dieser Saison", sagte Jean-Pierre Staelens zum Abschied. Sein Schweriner Trainerkollege Teun Buijs schaute einen Moment lang irritiert, dann lächelte er etwas ungläubig zurück. Was der Coach des VT Aurubis nach der 2:3-(28:30, 25:19, 12:25, 23:25)-Niederlage beim deutschen Meister seinem niederländischen Landsmann sagen wollte, war dies: Das Volleyball-Team Aurubis wird in den kommenden Play-offs noch eine Rolle spielen, mit der im Augenblick nicht jeder rechnet. Nach der jetzigen Tabellenkonstellation könnten beide Teams, Schwerin ist Dritter, die Hamburgerinnen Sechster, schon Ende März im Viertelfinale in Hin- und Rückspiel aufeinandertreffen. Doch Staelens geht davon aus, dass sich seine Frauen mit drei Siegen in den letzten drei Punktspielen in Sinsheim (2.3.), gegen VCO Berlin (10.3./CU-Arena) und in Potsdam (17.3.) mindestens auf Platz fünf verbessern. Schwerin wäre dann erst im Finale um die deutsche Meisterschaft der mögliche Gegner.

Wer die Zahlen des knapp zweistündigen Spiels in der Arena Schwerin studiert, wird Staelens Gedankenspiele als Träumerei abtun, wer die ersten beiden Sätze sah, seinen Optimismus verstehen. Das Hamburger Sextett zeigte hier seine bislang beste Saisonleistung. Block und Abwehr mit einer überragenden Libera Julie Jasova harmonierten wie auf einer Taktikskizze, und auch die Effektivität der Angreiferinnen, von Zuspielerin Kim Staelens meistens perfekt in Szene gesetzt, war bemerkenswert. Dass am Ende des ersten Durchgangs zunächst eine 23:21-Führung und später zwei Satzbälle vergeben wurden, lag auch an der Schiedsrichterin. Sie gab einen Ball aus, der die Seitenlinie berührt hatte. Der wäre es gewesen.

Dass aber 25 Minuten später, nach dem Satzausgleich, nichts mehr zusammenlief, ist eines der Phänomene dieser Mannschaft. Zwei, drei Fehler am Anfang des dritten Durchgangs, ein schneller 1:6-Rückstand schienen jene Selbstzweifel bei den Spielerinnen zu beleben, die Trainer Staelens immer wieder zu vertreiben versucht. "Ich sehe das schon an den Blicken, wenn sie sich mit Dingen beschäftigen, die zurückliegen und nicht mehr zu ändern sind", sagt der Coach. Er ruft in diesen Momenten aufmunternde Worte aufs Feld, Gehör finden sie zu selten.

Hinzu kommen grundsätzliche Probleme. Gelingt die Annahme des gegnerischen Aufschlags nicht optimal, was im Schnitt bei jedem zweiten Service passiert, haben die Angreiferinnen, allen voran Lousiane Souza Ziegler, nach hoch ans Netz gestellten Bällen größte Schwierigkeiten, diese am Block vorbeizuschlagen. Mit 13 Zählern war die Brasilianerin zwar die beste Punktesammlerin des VT Aurubis, benötigte dafür jedoch 45 Angriffe, was einer mäßigen Erfolgsquote von 27 Prozent entspricht. Ihr fehlt in diesen Situationen oft die nötige Cleverness, um den Punkt mit einer Finesse zu retten. Staelens hat indes nicht die Alternativen, um die 26-Jährige zu entlasten. Zwei Sätze lang kam dieser Schwachpunkt bei besserer Annahme nicht zum Tragen.

Dass am Ende das Spiel noch einmal zu kippen drohte, war der nachlassenden Konzentration der Schwerinerinnen geschuldet. Die Hamburgerinnen wehrten beim Stand von 19:24 im vierten Satz nach starken Aufschlägen von Kim Staelens vier Matchbälle ab, als jedoch Julia Hero beim 23:24 die Chance zum Ausgleich auf der Hand hatte, schlug die 19-Jährige den Ball aus dem Hinterfeld über den Block hinweg hinter die Grundlinie. "In den Play-offs wäre das ärgerlicher gewesen", sagte der Trainer. Jetzt hat Staelens noch dreieinhalb Wochen Zeit, seinen Frauen mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln.