Der ETV bietet den Sport bundesweit als einziger Verein an

Hamburg. Es gibt eine Menge Menschen, für die der Knock-out zum Boxen gehört wie der Gänsebraten zu Weihnachten. Helmut Jung hat das nie verstanden. "Für mich war es schon immer ein Widerspruch, dass Akademiker Vollkontakt-Kampfsport machen", sagt der Sportpädagoge. Zwar hat der 46-Jährige eine B-Lizenz des Deutschen Boxsportverbands (DBV) und selbst einige Amateurkämpfe bestritten, doch irgendwann war es ihm zuwider, die blutenden Wunden zu versorgen. Jung suchte nach einer Alternative - und fand sie in einer Sparte des Faustkampfes, die in Skandinavien, Frankreich und der Schweiz etabliert, in Deutschland aber nahezu unbekannt ist: dem Leichtkontakt.

Der größte Unterschied zum "normalen" Boxen liegt darin, dass harte Schläge verboten sind und mit Punktabzügen geahndet werden. Ob ein Schlag zu hart ist, entscheidet der Ringrichter. Gewertet werden im Leichtkontakt nicht einzelne Treffer, sondern ein gewonnener Schlagabtausch. Ausrüstung und sonstige Regeln sind dieselben wie beim Boxen, allerdings wird die Einteilung der Klassen nach Größe und nicht nach Gewicht vorgenommen. Zudem dürfen Männer gegen Frauen antreten.

"Für mich ist Leichtkontakt der perfekte Sport, weil er die Elemente des umfassenden Boxtrainings beinhaltet, aber gleichzeitig kaum Verletzungsgefahr besteht", sagt Clarissa Schliemann. Die 19-Jährige kam vor vier Jahren während eines Schüleraustauschs in Irland mit Leichtkontakt-Kickboxen in Berührung.

Zurück in Hamburg suchte sie einen Verein, der ihr die Möglichkeit bot, um weiterzutrainieren. Sie fand ihn im Eimsbüttler TV und lernte dort Jung kennen. Als dieser einmal krankheitsbedingt ausfiel, übernahm sie das Kinder-Boxtraining - und hatte plötzlich ihre Passion entdeckt.

Am 22. Januar bestanden Schliemann und Jung gemeinsam in Basel ihre Ausbildung zum Leichtkontakt-Trainer. Seitdem sind sie neben einem Coach aus Ravensburg die einzigen Trainer in Deutschland, die diese Sportart lizenziert lehren dürfen. Der ETV ist zudem landesweit der einzige Verein, der eine Leichtkontakt-Sparte betreibt. Da der DBV Leichtkontakt nicht anerkennt, gibt es in Deutschland keine Wettkämpfe. "Mittelfristig wollen wir erreichen, dass der DBV unsere Sportart anerkennt und wir nicht mehr ins Ausland reisen müssen", sagt Jung. Aufmerksamkeit können die "Leichtkontakter" jedoch nur bekommen, wenn sie öffentlich auftreten. Auf dem Hamburger Frühjahrsdom ist deshalb eine Veranstaltung mit der Manager-Boxserie "White Collar" geplant.