Beim Europapokalturnier der Landesmeister treffen Alsters Hockeyherren auf unbekannte Gegner

Hamburg. Wenn ein Trainer vor einer Europacup-Endrunde zugibt, keine Ahnung zu haben, was seine Mannschaft von ihren Gegnern zu erwarten hat, wäre das in vielen Sportarten ein Grund zur sofortigen Kündigung. Nun ist Joachim Mahn, Chefcoach der Bundesligaherren des Clubs an der Alster, als Freund flapsiger Kommentare bekannt. Man darf also annehmen, dass er seinem Team, das von Freitag bis Sonntag als Gastgeber des Europapokalturniers der Landesmeister antritt, vor dem ersten Gruppenspiel gegen den Schweizer Meister Luzerner SC (Freitag, 12.50 Uhr) durchaus hilfreiche Anweisungen geben wird.

Andererseits gelten im Hallenhockey andere Gesetze. Weil es in vielen Ländern keinen geregelten Ligen-Spielbetrieb gibt, existiert von den meisten Kontrahenten kein Videomaterial. Der Club Egara aus Spanien, am Freitag um 19 Uhr zweiter Vorrundengegner, ist immerhin durch seine Auftritte im Feld bekannt. Vom Partille SC aus Göteborg weiß man, dass er praktisch identisch ist mit dem schwedischen Nationalteam. Aber welche Systeme die Klubs in der Halle spielen, wie sie ihre Strafecken ausführen, darüber hat Mahn keine Informationen.

Hier kommt Christian Willig ins Spiel. Der 22-Jährige ist seit 2004 Alsters Videospezialist. Bei fast allen Bundesliga- und Europapokalauftritten ist der Sohn von Teammanager Herbert Willig, der seine Hockeykarriere zugunsten des Medizinstudiums in Gießen aufgab, auf Honorarbasis dafür zuständig, die Spiele per Camcorder aufzuzeichnen. An diesem Wochenende soll Willig die Gruppengegner und die vier Teams in Gruppe B, Electrostal (Russland), HDM (Niederlande), East Grinstead (England) und Arminen (Österreich), filmen. "Ich habe ein gutes Auge dafür entwickelt, wie ich ein Spiel lesen muss", sagt Willig. Seine Beobachtungen leitet er auf Videotape an Mahn weiter, der dann am Laptop die wichtigsten Szenen zusammenschneidet.

In der Bundesliga wird Material ausgetauscht. International ist das nicht üblich, sodass Willig keine Gelegenheit hatte, über Kollegen Aufnahmen von Luzern zu erhalten - den einzigen Gegner, den er nicht in Hamburg filmen kann. "Ich habe mir auf dem Schwarzmarkt ein paar Informationen besorgt", sagt Mahn, der mit Patrick Müller einen Schweizer Nationalspieler im Kader hat. Letztlich muss Alster so oder so mit der Favoritenrolle leben. Auch wenn Mahns Mannen seit dem Vorrundenaus in der Bundesliga keine Wettkampfpraxis mehr haben, zählt in der Halle an der Hallerstraße nur der Titel. "Für uns ist das Turnier der Saisonhöhepunkt", sagt Mahn. Die Gegner sollen sich nach Alster richten - egal wie stark sie sind.