Deutschlands Tennisdamen feiern sich als “gutes Team“. Im Fedcup half das allerdings nichts: Sie verloren mit 1:4 gegen Tschechien.

Stuttgart. Als die bittere Erstrundenpleite bereits nach dem dritten Einzel feststand und die siegreichen Tschechinnen auf dem Court in der Porsche Arena ausgelassen tanzten, da beschworen die deutschen Fedcup-Damen noch einmal die Macht der Bilder. Noch einmal zeigten sie Geschlossenheit, im Kreis standen und hockten die Mitspielerinnen und Teamchefin Barbara Rittner um Sabine Lisicki herum und versuchten, die Berlinerin aufzumuntern. Gerade hatte Deutschlands Nummer eins gegen Tschechiens Spitzenspielerin Petra Kvitova mit 7:6 (7:2), 4:6 und 1:6 den entscheidenden Punktverlust zum 0:3 kassiert. Die Botschaft, die in die Welt gehen sollte, war jedoch die von einem Team, das auch in der Niederlage vereint ist und sich niemals aufgibt.

Schon die Woche vor dem ersten Aufschlag in Stuttgart hatten Rittner und ihre Spielerinnen genutzt, um sich als Einheit zu präsentieren, die weder einen Gegner vom Kaliber des Titelverteidigers fürchtet noch sich durch den harten internen Konkurrenzkampf zwischen Julia Görges (Bad Oldesloe) und Angelique Kerber (Kiel) auseinanderbringen lässt. Die Stimmungslage innerhalb des Deutschen Tennis Bundes (DTB) war so gut, dass sich Spieler und Offizielle ungewöhnlich offensiv als Kandidaten für die Titelvergabe ausriefen. Selbst als es nach dem ersten Tag 0:2 stand, twitterte Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld: "Wir mögen hinten liegen, aber wir haben verdammt noch mal das beste Team!" Vor Lisickis Entscheidungsmatch am Sonntagmittag hatten sich alle Teammitglieder inklusive der verletzten Topspielerin Andrea Petkovic, die auf der Bank mitfieberte, auf dem Platz gedrückt und geküsst.

Doch als Quintessenz eines ernüchternden Wochenendes bleibt die Einsicht, dass in einem Sport wie dem Tennis nicht unbedingt das beste Team gewinnt, weil das beste Resultat nicht aus der Summe aller Einzelteile entsteht, sondern letztlich Einzelne den Ausschlag geben. In Stuttgart waren zwei Faktoren spielentscheidend. Der eine trug den Namen Kvitova. Die Weltranglistenzweite hatte gegen Lisicki ebenso wie beim hochklassigen 3:6, 6:3, 10:8-Erfolg über die kampfstarke Görges am Sonnabend in den wichtigen Phasen immer die bessere Lösung parat. Sie spielte ihre Grundschläge wie Peitschenhiebe, wenn es nötig war, und sie machte die einfachen Punkte, die ihre Gegnerinnen zu oft liegen ließen.

+++ Fedcup-Teamchefin Rittner: "Ein Titel fehlt uns noch" +++

Ob die Partie anders verlaufen wäre, hätte Deutschland mit der Weltranglistenzehnten Petkovic seine Beste aufbieten können, bleibt hypothetisch. Fakt ist, dass selbst bei zwei Kvitova-Siegen noch drei Punkte zu vergeben waren, und das war der zweite entscheidende Faktor. Lisicki, in der Weltrangliste an Position 14 notiert, kam in der Auftaktpartie gegen Iveta Benesova (Nr. 49) nicht mit dem Druck klar, das Team anführen zu müssen. Die überraschende 6:2, 4:6, 2:6-Pleite war nicht nur der Anfang vom Ende, sondern auch ein Zeichen dafür, dass ihr die Reife der ein Jahr jüngeren Kvitova noch fehlt.

Der Unterschied ist eben, dass sie die Big Points macht und ich nicht", sagte die 22-Jährige, die am Sonnabend noch auf dem Feld in Tränen ausgebrochen war und selbst die Pressekonferenz wegen eines Weinkrampfes unterbrechen musste. "Ich habe ihr gesagt, dass sie ruhig bleiben und ihr Spiel spielen soll, aber sie hat sich stattdessen noch stärker unter Druck gesetzt", sagte Rittner.

Das Endergebnis von 1:4 durch den Sieg Kerbers, die Lucie Hradecka 6:4, 6:4 bezwang, und die Pleite des Doppels Görges/Grönefeld - 3:6, 6:7 (4:7) gegen Benesova/Barbora Zahlavova-Strycova - hatte nur statistische Bedeutung. Dennoch wollte sich die Teamchefin die Eindrücke der Woche nicht kaputtreden lassen. "Ich bin stolz auf die Mädels, sie haben sich gut verkauft. Schlecht war nur die Niederlage, deshalb sind wir sauenttäuscht, werden aber nun alles geben, um in der Weltgruppe zu bleiben", sagte die 38-Jährige.

Anstatt 20 Jahre nach dem letzten Triumph erneut nach dem Titel zu greifen, müssen die Deutschen nun am 21. und 22. April in der Relegation darum kämpfen, den Ruf einer "Fahrstuhlmannschaft" abzustreifen. Seit Rittners Amtsübernahme 2005 folgte auf jeden Aufstieg in die Weltgruppe der sofortige Wiederabstieg. Der Gegner wird am 14. Februar ausgelost. Egal, wer es wird: Mit Teamgeist allein ist auch in der Relegation wenig zu gewinnen.