Wintersport-Kolumne Neuner, Henkel und Peiffer siegen in Oslo. Alpine Höfl-Riesch zweimal Vierte in Garmisch

Oslo. Wenn Magdalena Neuner gesundheitlich angeschlagen ist, springt Andrea Henkel ein. Die deutschen Biathletinnen absolvierten bei den Weltcup-Rennen in Oslo ein perfektes Wochenende.

Alle Vorsichtsmaßnahmen halfen nichts. Obwohl sich Magdalena Neuner bei ihren Siegen im Sprint und in der Verfolgung mit pinkfarbenen Pflastern auf der Nase vor der Kälte schützte, musste die Wallgauerin auf das Massenstart-Rennen zum Abschluss verzichten. "Es wäre unvernünftig gewesen zu starten", sagte die 24-Jährige, die nunmehr mit 31 Weltcup-Siegen Platz zwei in der "ewigen Bestenliste" hinter der Schwedin Magdalena Forsberg (42) belegt. Norwegens König Harald V. hatte Neuner bei deren Siegerbesuch in der königlichen Loge gesagt, er sei traurig, dass sie ihre Karriere beende.

"Der Hals tut weh, die Nase läuft", begründete Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld den Startverzicht. "Es ist eine Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf die WM in vier Wochen."

Die 34-jährige Andrea Henkel aus Großbreitenbach setzte sich im Massenstartrennen mit einer souveränen Leistung durch, nachdem sie sich nur einen Schießfehler geleistet hatte.

Ein ähnliches Bild gab es bei den deutschen Biathlon-Herren. Arnd Peiffer aus Clausthal-Zellerfeld hatte am Sonnabend das Verfolgungsrennen gewonnen, musste dann aber ebenfalls wegen einer Erkältung passen. Auch er hatte einen starken Ersatz: Andreas Birnbacher fehlten als Zweiter beim Massenstartrennen über 15 Kilometer nur 6,3 Sekunden auf den siegreichen Norweger Emil Hegle Svendsen. Auch der Schlechinger war gesundheitlich angeschlagen, hatte sich aber für einen Start entschieden: "Das war ein wirklich hartes Rennen. Nach der zweiten Runde habe ich sogar gedacht, ich müsste aussteigen."

Peiffer, Birnbacher und der ebenfalls erkrankte Simon Schempp (Uhingen) werden nun wahrscheinlich auf den nächsten Weltcup in Kontiolathi verzichten. Ob Magdalena Neuner nach Finnland fliegt, ist noch nicht entschieden. "Das sind alles hochsensible Sicherheitsmaßnahmen", sagte Chefcoach Uwe Müssiggang.

Lindsey Vonn unerreichbar fern. Maria Höfl-Riesch musste ihrem Heimpublikum bei den Weltcup-Rennen in Garmisch-Partenkirchen zweimal aus der Ferne zuwinken. Zweimal hatte sie als Vierte denkbar knapp das Podest verpasst. In der Abfahrt fehlten ihr zwei Zehntelsekunden, im Super-G gar nur eine Zehntel - jeweils auf die Liechtensteinerin Tina Weirather. Die Siege holten sich einmal mehr US-amerikanische Läuferinnen: Lindsey Vonn feierte in der Abfahrt den 50. Weltcup-Triumph, im Super-G setzte sich Julia Mancuso durch. Trotz der beiden vierten Plätze war Maria Höfl-Riesch nicht unzufrieden. "Das war zweimal ganz okay. Dafür war ich bei der WM hier zweimal Dritte, lieber so als andersrum", erinnerte sie an die Bronzemedaillen bei den Titelkämpfen am Fuße der Zugspitze im Februar 2011. Lindsey Vonn sei derzeit das Maß aller Dinge, sagte sie: "Sie ist halt einfach die Beste. Wenn bei ihr alles passt und wenn sie so fährt, wie sie kann, dann ist sie kaum zu schlagen im Moment. Sie ist in unerreichbarer Ferne."

Bei den Weltcup-Rennen der Männer in Chamonix gab es mit dem Kanadier Jan Hudec in der Abfahrt und dem Österreicher Romed Baumann in der Super-Kombination zwei Überraschungssieger.

Ein guter Freund. Andreas Wank hatte beim Weltcup-Skispringen von der Großschanze in Predazzo im Val di Fiemme den Sieg vor Augen. Der Oberhofer lag nach dem ersten Durchgang völlig überraschend vor der gesamten Weltelite in Führung. Dann aber, bei der Landung des zweiten Sprungs, griff er in den Schnee - und wurde am Ende nur Neunter. "Ich bin ein bisschen traurig", sagte Wank, "aber das ist eine gute Erfahrung." So blieb Severin Freund aus Rastbüchl der verlässlichste deutsche Punktesammler. Nach dem zweiten Platz im ersten Springen am Sonnabend hinter dem überlegenen Österreicher Gregor Schlierenzauer landete Freund am Sonntag auf Platz fünf, unmittelbar neben seinem Kollegen Richard Freitag aus Aue.

Freude über Platz vier. Solche Töne sind normalerweise nicht zu hören, wenn ein Sportler das Podest verpasst. Doch Johannes Rydzek, der beim Weltcup der Nordischen Kombinierer im italienischen Val di Fiemme als Vierter sein bestes Saisonergebnis erzielte, jubelte: "Ich bin überglücklich. Daher überwiegt eindeutig die Freude." Beim überraschenden Start-Ziel-Sieg des Japaners Akito Watabe fehlten dem Vize-Weltmeister aus Oberstdorf vier Sekunden zum dritten Platz. "Heute hat es einfach gepasst", sagte Rydzek, der im letzten Saisondrittel noch einmal angreifen will. Weltmeister Eric Frenzel (Oberwiesenthal) und Tino Edelmann (Zella-Mehlis) kamen auf den Rängen fünf und sechs ins Ziel. Am Sonnabend hatten Weltmeister Frenzel und Nachwuchsmann Fabian Rießle im Teamsprint (Sieger Kokslien/Moan aus Norwegen) ebenfalls Rang vier belegt. "Am Ende haben die Körner gefehlt", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

Zweimal Dritter. Tobias Angerer feierte bei den Weltcup-Langläufen in der russischen Kältekammer von Rybinsk - am Sonnabend wurden minus 19,3 Grad gemessen - zwei Plätze auf dem Podium. Im Skiathlon über zweimal 15 Kilometer war der Vachendorfer der einzige nicht russische Läufer unter den Top fünf. Im Massenstartrennen über 15 Kilometer lag er gerade 1,6 Sekunden hinter dem kanadischen Sieger Devon Kershaw. "Ich habe schon gewusst, warum ich unbedingt hierher wollte", sagte Angerer. "Mir liegen die Strecken einfach." Bundestrainer Jochen Behle, der eigentlich für einen Startverzicht plädiert hatte, ließ sich von seinen Läufern überzeugen.

Bobs aus der Spur. Zum ersten Mal in diesem Winter haben die deutschen Viererbob-Piloten einen Podestplatz im Weltcup verpasst. Auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler/Kanada landete der Oberhofer Maximilian Arndt als bester Deutscher auf Rang vier, nachdem er zuvor im kleinen Schlitten mit Platz zwei überzeugen konnte. Gegen die fast fehlerfrei fahrenden Russen, die mit Alexander Subkow und Alexander Kasjanow einen Doppelerfolg feierten, war Arndt diesmal chancenlos, nachdem er am Start hängen geblieben war. "Ich habe mich leicht mit meinem Anschieber Ronny Listner verhakelt", sagte Arndt. Weltmeister Manuel Machata vom SC Potsdam musste sich diesmal mit Rang sechs zufriedengeben. Er lag mehr als eine Sekunde hinter dem siegreichen Schlitten.