7,58 Sekunden über 60 Meter Hürden - nur vier waren schneller

Hamburg. Dass an diesem Sonnabend etwas Großes möglich wäre, wusste Helge Schwarzer bereits nach dem Vorlauf. "Ein Grottenlauf" sei es gewesen, fand er selbst, und doch war die Uhr im Luxemburger Sport- und Kulturzentrum d'Coque nach 7,65 Sekunden stehen geblieben. Damit hatte der HSV-Hürdensprinter exakt und bereits zum zweiten Mal die Norm für die Hallen-WM in Istanbul (9. bis 11. März) erfüllt, nur in der Vorwoche hatte er in Chemnitz die 60 Meter noch ein Hundertstel schneller absolviert. Wo sollte das bloß enden, wenn ihm erst ein richtig guter Lauf gelingen würde?

Schwarzer, 26, erfuhr es bereits im Finale des 10. Dussmann-Meetings. In 7,58 Sekunden sprintete der Hamburger erstmals in die Weltklasse. Nur vier Leichtathleten waren in der laufenden Hallensaison bisher schneller. "Diese Steigerung war so nicht abzusehen", staunt Schwarzer über sich: "Jetzt bin ich nicht mehr nur Mitläufer, sondern ein ernst zu nehmender Konkurrent."

Eineinhalb Jahre lang sei er seiner Form hinterhergerannt. Seit der Hallensaison 2010 hatten seine Leistungen stagniert. Kraft- und Ausdauerwerte ließen zwar stetige Fortschritte erkennen. Doch wollte es Schwarzer nicht gelingen, sie auf die Bahn zu übertragen. Den Grund glaubt der WM-Halbfinalist von 2009 inzwischen zu kennen: "Hürdensprint ist mehr noch als andere Disziplinen Kopfsache. Da muss man restlos von sich überzeugt sein."

Erst in Chemnitz habe er den Glauben an die eigenen Fähigkeiten wiedergefunden: "Das war ein Aha-Erlebnis, ein richtiger Befreiungsschlag." Er mag auch davon begünstigt gewesen sein, dass Schwarzer sein Training umgestellt hat. Am kommenden Wochenende will er seine starke Form beim Hallenmeeting in Karlsruhe bestätigen. Dort werden Ende Februar bei den deutschen Meisterschaften auch die WM-Startplätze vergeben.

Ansprüche auf eine Teilnahme am Höhepunkt der Hallensaison meldete gestern auch Schwarzers Vereinskollege Mario Kral an. Der Weitspringer setzte sich bei den norddeutschen Meisterschaften in Hamburg trotz leichter Adduktorenprobleme mit persönlicher Hallenbestleistung von 7,80 Metern gegen Nils Winter vom Buxtehuder SV (7,77) durch. Sebastian Bayer hatte auf einen Start verzichtet. Der Europarekordhalter und zweimalige Halleneuropameister vom HSV will am Freitag beim hochkarätig besetzten PSD-Bank-Meeting in Düsseldorf in die Saison einsteigen.

In der Frauenkonkurrenz hatte Schwarzers Freundin Nadja Käther (HSV) mit 6,40 Metern den Sieg vor Augen, ehe sie im letzten Durchgang noch von der Berlinerin Melanie Bauschke (6,45) abgefangen wurde. Anika Leipold (HSV) kam nicht über 6,03 Meter und Platz sechs hinaus. Über 400 Meter der Männer gewann Atibioke Olufemi von der LG Wedel-Pinneberg in 48,57 Sekunden den Titel.