Der russische Boxer Alexander Alekseev aus dem Hamburger EC-Stall hat große Ziele. Sauerland plant Cruisergewichtsturnier

Hamburg. Wenn es um seine Zukunft geht, dann ist Alexander Alekseev ein Sportler wie jeder andere auch. "Ich denke nicht weiter als bis zum Sonnabend", sagt der Cruisergewichts-Boxprofi aus dem Hamburger EC-Stall. Der nächste Kampf ist immer der wichtigste, und vielleicht tut der 30 Jahre alte Russe auch gut daran, sich noch keine Gedanken über seine Zukunft zu machen. Die Aufgabe, die in der Fraport-Arena in Frankfurt am Main auf ihn wartet, ist ja auch keine leichte. Im Kampf um den vakanten EM-Titel trifft der frühere Militär- und Amateurweltmeister auf Enad Licina aus dem Berliner Sauerland-Team.

"Es ist die Chance auf meinen ersten großen Titel, und ich werde alles dafür tun, um sie zu nutzen", sagt Alekseev, der seine Profilaufbahn vor sechs Jahren beim Hamburger Universum-Stall startete, dort nach zwei Niederlagen in WM-Ausscheidungskämpfen jedoch 2010 aussortiert wurde und sich beim kleinen EC-Stall wieder zurückarbeitete.

Während er sich in den Aussagen vor einem Kampf nicht von anderen Boxprofis unterscheidet, gilt der Jurastudent aus technischer Sicht als Ausnahmekönner. "Vom Talent her ist er eine Riesennummer. Für Enad wird das ein ganz harter Brocken", sagt sogar Licinas Promoter Kalle Sauerland.

Bei einer Niederlage dürfte Alekseevs Karriereweg mittelfristig verbaut sein. Siegt er jedoch, stünden ihm mehrere Türen offen. Der neue Europameister gilt nämlich als heißer Kandidat für die Teilnahme an einem Cruisergewichtsturnier, das Kalle Sauerland nach dem Vorbild des von ihm mitinitiierten Super-Six-Turniers im Supermittelgewicht aufziehen möchte. Aufschlüsse über das Teilnehmerfeld soll der Kampfabend in der hessischen Bankenmetropole geben. Vier hochkarätig besetzte Duelle in der Gewichtsklasse bis 90,718 kg stehen dort auf dem Programm.

Im Hauptkampf (22.15 Uhr/ARD) verteidigt der Kubaner Yoan Pablo Hernandez seinen IBF-WM-Titel gegen Steve Cunningham (USA). Es ist die Neuauflage des Aufeinandertreffens vom 1. Oktober 2011, das wegen einer Cutverletzung nach sechs Runden abgebrochen und für Hernandez gewertet worden war.

Der Sieger des Rematches soll ebenso zum Turnier antreten wie der polnische WBC-Champion Krzysztof Wlodarczyk, der in Frankfurt als Zuschauer erwartet wird. Ob die anderen beiden Weltmeister, Guillermo Jones (Panama/WBA) und Marco Huck (Bielefeld/WBO) teilnehmen würden, ist dagegen unsicher. Jones gilt als kaum vermarktbar, Huck kämpft am 25. Februar zunächst gegen den russischen WBA-Weltmeister Alexander Povetkin um die Krone im Schwergewicht und dürfte bei einem Sieg wohl in der Königsklasse verbleiben.

Weitere Kandidaten wären der polnische Shootingstar Mateusz Masternak und Troy Ross (USA), die ebenfalls in Frankfurt in den Ring steigen, sowie Rachim Tschachkijew und Firat Arslan von Universum. Dass bis auf letztere, Alekseev, Wlodarczyk und Jones, alle aufgelisteten Kandidaten beim Sauerland-Team unter Vertrag stehen, ist für Kalle Sauerland nicht problematisch. "Das Cruisergewicht genießt in den USA keinen besonderen Ruf, es ist aber gerade in Europa interessant. Deshalb ist es mein Traum, als deutscher Promoter einen Großteil der sechs weltbesten Cruisergewichtler zu stellen", sagt er. Ein Stück dieses Traums möchte Alexander Alekseev zerstören.