Hamburger Seglerinnen Friederike Belcher und Kathrin Kadelbach weisen Vorwurf zurück, die Olympia-Ausscheidung unfair gewonnen zu haben.

Hamburg. Die vergangenen Wochen seien sehr schwer gewesen für sie und ihre Vorschoterin Friederike Belcher, sagt Kathrin Kadelbach: "Unser Team wurde in verschiedenen Medien unsachlich unter Druck gesetzt, bedroht, beschimpft und beleidigt." Nun, nachdem sie der Deutsche Segler-Verband (DSV) für die Olympischen Spiele nominiert hat, sieht die 470er-Steuerfrau aus Hamburg die Zeit gekommen, aus dem Windschatten zu gehen. In einer schriftlichen Stellungnahme setzt sie sich gegen den Vorwurf zur Wehr, sie und Belcher hätten sich auf unsportliche Weise in der nationalen Ausscheidung für London durchgesetzt.

"Wir haben uns nach dem Regelwerk des Internationalen Segelverbandes (Isaf) fair verhalten", heißt es in dem Papier. Bei der WM im Dezember in Perth (Australien), der letzten von drei Qualifikationsregatten, hatten Kadelbach/Belcher wie berichtet ihren Vorsprung ins Ziel gerettet, indem sie ihre bayerischen Rivalinnen Tina Lutz/Susann Beucke ausbremsten.

Auf die Matchrace-Taktik, ein Duell Boot gegen Boot, hatten sie sich verlegt, nachdem sie eine gute Platzierung durch einen Frühstart und zwei schlechte Platzierungen in den ersten Wettfahrten verspielt hatten. Lutz/Beucke fielen so noch vom elften auf den 20. WM-Platz zurück - was gerade so reichte, um dem DSV überhaupt einen olympischen 470er-Quotenplatz zu sichern. Der aber wird pikanterweise von Kadelbach/Belcher eingenommen, die in der Addition mit den Weltcups vor Weymouth (Großbritannien) und Kiel in der DSV-Zählweise einen Punkt mehr gesammelt hatten.

Die Isaf selbst hatte die Blockadestrategie in ihrem Regelwerk schon vor der Regatta ausdrücklich als fair gebilligt. Auch beim DSV hatten sich Kadelbach/Belcher mehrfach über die Zulässigkeit ihrer Manöver rückversichert. Sie verweisen in ihrer Stellungnahme darauf, dass es auch bei der deutschen Olympia-Ausscheidung für 2008 zu Privatduellen kam: "Wie im Fußball eine Abseitsfalle kein unfaires Verhalten ist, weil es nach den Regeln erlaubt ist, ist im Segelsport eine Matchrace-Taktik erlaubt." Die beiden Hamburgerinnen beklagen in diesem Zusammenhang eine "Irreführung der Öffentlichkeit über das geltende Regelwerk".

Lutz/Beucke haben offenbar eine andere Auslegung. Sie haben rechtliche Schritte gegen die Nominierung angekündigt und den prominenten Anwalt Michael Lehner mit dem Fall betraut. Er hat den DSV und den Deutschen Olympischen Sportbund aufgefordert, Kadelbach/Belcher aufgrund unsportlichen Verhaltens zu sperren: "Es ist fragwürdig, dass dieser Verstoß gegen das Fairplay vom Verband gedeckt wurde." Andere Verbände hatten ihren Seglern vor der WM untersagt, die neuen Isaf-Regeln auszureizen.

Mittlerweile sind die Fronten so verhärtet, dass ein möglicher Kompromiss, etwa eine Entscheidungsregatta bei der nächsten WM im Mai, unwahrscheinlich ist. Der DSV hält an der Entscheidung fest, will aber offenbar seine Nominierungskriterien im Hinblick auf 2016 überprüfen.