HSV-Rechtsaußen gewinnt zum zweiten Mal den Titel, 21:19 im Finale gegen Serbien

Belgrad. Dänemarks Handballer haben Serbien die ganz große Party für drei Finaltriumphe verdorben und fahren als Europameister zu den Olympischen Spielen nach London. Der WM-Zweite gewann vor der stimmungsvollen Kulisse von 20 000 Zuschauern in der ausverkauften Beogradska Arena das EM-Endspiel gegen die Gastgeber mit 21:19 (9:7). Für die Dänen mit HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg war es der zweite EM-Titel nach 2008. Lindberg warf im Finale zwei Tore und darf sich in Hamburg über eine Woche trainingsfrei freuen. Erst durch die deutsche Niederlage gegen Polen hatten die Dänen überhaupt das Halbfinale erreicht. Sie waren mit 0:4 Punkten in die Hauptrunde gestartet. "Am Anfang lief bei uns fast alles schief, am Ende war alles perfekt", meinte Lindberg, 30.

Aber auch Serbiens Sportfans hatten Grund zum Feiern: EM-Silber war der größte Erfolg der Handballer seit dem WM-Titel für Jugoslawien 1986. Zuvor hatten am "serbischen Sonntag" Tennis-Held Novak Djokovic bei den Australian Open und die Wasserballer bei der Europameisterschaft in Eindhoven ihre Endspiele gewonnen.

Kroatien hatte sich die Bronzemedaille durch ein 31:27 (13:12) im "kleinen Finale" gegen Spanien geholt. Das Bundesliga-Trio Blazenko Lackovic (HSV/8), Ivan Cupic (Rhein-Neckar Löwen/7/3) und Igor Vori (HSV/5) warf die meisten Tore für die Kroaten. "Wir sind nach unserer bitteren Halbfinalniederlage gegen Serbien, als in der Halle eine ungemein feindselige Stimmung gegen uns herrschte, psychisch völlig abgestürzt. Ich hätte nicht gedacht, dass wir wieder so aufstehen. Wir haben gezeigt, dass wir echte Freunde sind", sagte HSV-Kreisläufer Vori.

Im Endspiel ging es für die serbischen Handballer nicht nur um Titel und Ehre, sondern auch um ihre Altersversorgung. Schon mit dem Einzug ins Finale hatten sich die Mannen um Kapitän Momir Ilic eine Rente verdient, die sie mit einem Erfolg gegen Dänemark aufstocken wollten. "Jetzt ist nur noch die Frage, wie hoch sie wird. Wenn es Gold wird, ist es mehr", berichtete der Rückraumspieler des THW Kiel. Wenn die Spieler 40 Jahre alt sind, wird die Pension ausgezahlt. "Das heißt, ich muss wohl noch 20 Jahre warten", scherzte Ilic, der 30 ist.

Von Anpfiff an aber waren es die Dänen, die dem Finale ihren Stempel aufdrückten und beim 8:5 (23.) erstmals mit drei Toren vorn lagen. Dabei konnten sich die Serben einmal mehr bei ihrem Weltklasse-Torhüter Darko Stanic, der nächste Saison in Göppingen hält, bedanken, dass der Rückstand zur Pause nur 7:9 betrug. Mit großer Moral stemmten sich die Gastgeber auch nach dem 12:16 (47.) gegen die drohende Niederlage. Am Ende jedoch erfolglos.

Die zum größten Teil respektablen Leistungen der deutschen Mannschaft bei der EM (Platz sieben) wurden nachträglich mit der Nominierung des Kieler Rechtsaußen Christian Sprenger ins All-Star-Team gewürdigt. Sprenger ist neben Serbiens Momir Ilic der einzige Bundesligaspieler, der diese Auszeichnung erhielt. Ilic wurde zudem als wertvollster Spieler des Turniers geehrt. Bester Torschütze war der Mazedonier Kiril Lazarov mit 61 Treffern.

Vor dem Finale waren die europäischen Qualifikationsspiele zur WM im Januar 2013 in Spanien ausgelost worden. Die deutsche Mannschaft trifft Anfang Juni in Hin- und Rückspiel auf Bosnien-Herzegowina. Eine lösbare Aufgabe. Nach dem Verpassen der Olympischen Spiele in London sollte sich das dann neu formierte Team von Bundestrainer Martin Heuberger in einem Jahr wieder mit den Besten der Welt messen können. Heuberger warnt jedoch: "Das werden zwei ganz heiße Spiele. Bei der EM konnte man gut erkennen, wie stark sich gerade die Länder aus dem ehemaligen Jugoslawien, das ja eine Handballmacht war, entwickelt haben. Mit Serbien, Kroatien, Mazedonien und Slowenien sind vier von ihnen unter den ersten sechs gelandet."

Heiner Brand, der ehemalige Handball-Bundestrainer und jetzige Manager des Deutschen Handballbundes (DHB), hat unterdessen die Leistungen der Schiedsrichter bei der EM kritisiert. "Ich war erschrocken über einige Pfiffe, ohne dass ich irgendeinen Manipulationsverdacht habe", sagte Brand dem Deutschlandfunk. Für ihn sei die Gesamtsituation aber problematisch, da die Interpretationsmöglichkeiten der Handballregeln zu groß seien. Auch einige Ansetzungen seien fragwürdig gewesen. So sei es nicht nachvollziehbar, dass das deutsche Paar Lars Geipel/Marcus Helbig für die letzte Hauptrundenpartie Spanien gegen Slowenien nominiert worden war, obwohl die Slowenen zu diesem Zeitpunkt noch gegen die DHB-Auswahl um ein Ticket für ein Olympia-Qualifikationsturnier kämpften. "Eine solche Ansetzung zu machen, das kann man keinem vernünftigen Menschen klarmachen", sagte Brand.

Statistik der sieben HSV-Spieler bei der EM: Deutschland (6 Spiele), Pascal Hens: 3 Tore/13 Versuche, 1:23 Stunden Spielzeit; Frankreich (6 Spiele), Bertrand Gille 16/22, 3:32; Guillaume Gille 1/6, 1:03; Kroatien (8 Spiele), Blazenko Lackovic 32/56, 3:24, Igor Vori 18/27, 5:30, Domagoj Duvnjak: 13/38, 5:00; Dänemark (8 Spiele), Hans Lindberg: 29/46, 6:27.