Das Tennistalent aus Neumünster steht bei den Australian Open in Runde drei

Melbourne. Als Mona Barthel gestern bei den Australian Open ihren vorerst letzten Tenniscoup vollbracht hatte, den 7:5, 6:3-Favoritensturz der Tschechin Petra Cetkovska, da reckte sie nur für einen kurzen Moment die Faust in den blauen Himmel. Der Jubel wirkte wie die Geste einer weit gereisten Spielerin, für die solche Siege vertraute Routine sind. Doch eigentlich ist am anderen Ende der Welt gerade alles völlig neu, überwältigend und ziemlich unglaublich für die neueste Hauptdarstellerin des deutschen Tennisfräuleinwunders. "Ich weiß gar nicht, wie ich mit diesen Erfolgen umgehen soll", sagte die leicht verdutzte Neumünsteranerin, die mit guten Nerven, harten Punches und strategischem Weitblick für immer mehr Furore sorgt.

Vier Tage nach ihrem ersten Turniersieg im tasmanischen Hobart rückte die Einser-Abiturientin nun auch bei ihrem Melbourne-Debüt erstmals in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers vor. Und das keineswegs als Folge von Glück, sondern als wohlverdiente Konsequenz eines beeindruckenden spielerischen Aufschwungs. "Sie gehört da hin, wo sie jetzt steht", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner über die Aufsteigerin, die nach den Australian Open einen Platz unter den Top 40 der Weltrangliste sicher hat.

Nach dem Abitur hatte sich Barthel eine Art Ultimatum gesetzt: Binnen drei Jahren wollte sie austesten, ob ihr Talent für eine erfolgreiche Karriere im globalen Wanderzirkus ausreichen würde. Doch nicht ein einziges Mal musste die 21-Jährige seit der Fristsetzung über den Abschied vom Tourgeschäft nachdenken, beharrlich ging es in mächtigen Schritten nach oben. Von Platz 356 im Jahr 2009 rückte die kühle Strategin über Platz 208 im Jahr 2010 bis auf Platz 67 voran.

"Sorgen, dass ich es nicht schaffen würde, hatte ich nie", sagt Barthel. Allerdings waren die Lehrjahre kein Zuckerschlecken für das Familienunternehmen Barthel, das jeden Cent eisern zusammenhalten musste: So sorgte Vater Wolfgang, einst Junioren-Europameister im Kugelstoßen, selbst für das Kraft- und Konditionstraining, Mutter Hannelore wurde als Scout und Videoanalystin eingesetzt. Sie reiste in den vergangenen Jahren regelmäßig mit der Tochter um die Erde. Die billigsten Hotels, die billigsten Flüge, das war der Regelfall. Übrig geblieben sei trotzdem so gut wie nichts. Die jüngste Siegesserie bedeutet den ersten größeren Geldsegen, rund 75 000 Euro sind es bisher. Und Mona Barthels Grand-Slam-Lauf muss auch morgen nicht beendet sein, wenn sie in Runde drei gegen die Weißrussin Viktoria Azarenka spielt.