Fanvertreter fordern ihn seit fünf Jahren, 2010 verhinderten CDU und GAL die Einrichtung

Hamburg. Es war die Nachricht im Anschluss an den von Innensenator Michael Neumann (SPD) einberufenen Krisengipfel am Donnerstag. Mit dem "örtlichen Ausschuss für Sport und Sicherheit" solle ein ständiger Dialog zwischen Behörden, Vereinen, Verbänden, Fans und Polizei und anderen bei sportlichen Großveranstaltungen beteiligten Institutionen angestoßen werden. Eine Einrichtung, die Vorfälle wie am 6. Januar in der Sporthalle, als die Eskalation der Gewalt zum Abbruch eines Hallenfußballturniers geführt hatte und neben 74 Ingewahrsam- und zwei Festnahmen auch 90 Verletzte zu beklagen gewesen waren, verhindern soll. Eine positive Konsequenz, nur neu ist an der Idee nichts.

Nach Abendblatt-Informationen drängen Hamburger Fanorganisationen bereits seit mindestens fünf Jahren auf jenen dauerhaften Gesprächs- und Diskussionskreis. So trugen Vertreter von "Jugend und Sport e. V", dem Trägerverein sozialpädagogischer Projekte wie des HSV-Fanprojekts und dem Fanladen St. Pauli, auch im Sportausschuss der Bürgerschaft ihr Anliegen vor. "Sie berichteten, dass sie kein Gehör fänden", erinnert sich Sportausschuss-Mitglied Juliane Timmermann (SPD). Die Bürgerschaftsabgeordnete brachte am 16. Juli 2010 mit ihrer Fraktion einen entsprechenden Antrag, Drucksache 19/6779, in die Bürgerschaft ein, der aber abgelehnt wurde. "Nach dem Regierungswechsel haben wir ihn dann neu aufgelegt", so Timmermann. Am 25. Mai 2011 wurde die Drucksache 20/618 auf den Weg gebracht und im Sommer auch angenommen: "Der Senat wird ersucht, einen Örtlichen Ausschuss Sport und Sicherheit nach Vorgabe des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit zur Fußballbundesliga-Saison 2011/2012 in Hamburg einzurichten und der Bürgerschaft über das Ergebnis bis 31.12.2011 zu berichten", heißt es. Eine Zeitspanne, die von der GAL-Fraktion am Donnerstag scharf kritisiert wurde. "Sieben Monate hat Senator Neumann die Einrichtung verschlafen. Mit der Ankündigung heute vertuscht er seine eigene Untätigkeit. Möglicherweise wären die Krawalle mit einem ständigen Ausschuss zu verhindern gewesen", so GAL-Sprecherin Christiane Blömeke, obwohl der Antrag 2010 am Veto von CDU und GAL gescheitert war. "Beide Parteien verhalten sich scheinheilig", findet Timmermann.

Die Kritik von Tom Stapelfeld, der als Mitglied des Fanklub-Sprecherrats FC St. Pauli Neumanns Ablösung gefordert hatte, erwies sich dagegen als Missverständnis. Es habe sich allein um eine Persiflage auf die Pressemitteilung der CDU vom Mittwoch gehandelt, wie Stapelfeld richtigstellte. Unterdessen wurde auch bekannt, dass gegen Polizisten, die in der Sporthalle eingesetzt worden waren, Strafanzeigen eingegangen sind. "Die Dienststelle Interne Ermittlungen ermittelt gegen zwei Beamte", bestätigte eine Sprecherin der Innenbehörde. Es bestehe der Verdacht der Körperverletzung im Amt.