Die Hockey-Asse Michael Körper und Tobias Lietz stürmen für den HTHC. Bei der EM sind sie Gegner

Hamburg. Eine Wette haben sie nicht abgeschlossen. "Für so ein Spiel braucht es keine Extramotivation, da geht es nur ums Gewinnen", sagt Michael Körper, und Tobias Lietz, der neben ihm sitzt, nickt. Beide wissen, was sich der Verlierer wird anhören dürfen, einige Wochen lang. Und sie wissen auch, dass sie deshalb alles tun werden, um nicht der Verlierer zu sein.

Körper und Lietz sind Hockeyspieler, gemeinsam bilden sie in der Bundesliga das Sturmduo des Harvestehuder THC. Wenn heute in Leipzig die Halleneuropameisterschaften starten, werden sie sich jedoch in unterschiedlichen Trikots gegenüberstehen. Körper, 25, ist Österreicher. Lietz, 24, läuft für Deutschland auf. Im Auftaktspiel der Vorrundengruppe A kommt es um 12.50 Uhr gleich zum Duell der Erzrivalen. Deutschland ist Weltmeister, Österreich Titelverteidiger. Wer gewinnt, darf fürs Halbfinale planen. Die Schweiz, neben Spanien weiterer Gruppengegner, gilt als Außenseiter, und deshalb kommt dem Spiel eine noch höhere Bedeutung zu, als sie Duelle zwischen den Nachbarn eh schon haben.

Für Körper ist die Favoritenrolle klar: "Auch wenn wir Titelverteidiger sind, ist Deutschland der klare Favorit. Als wir vor zwei Jahren in Almere den Titel geholt haben, war Deutschland mit einer U21-Auswahl da. Das ist diesmal ein ganz anderes Team."

Der Vorteil der kurzen Wege in der Alpenrepublik erlaubt es, dass fast alle Auswahlspieler ständig gemeinsam in Wien trainieren, während sich das Hallenteam des DHB am Dienstag erstmals in Leipzig versammelte. Dennoch ist der Unterschied, insbesondere bei der Auswahl an Talenten, immens. "Die Breite der Qualität und die Struktur des Sports sind in Deutschland unglaublich", sagt Körper. Man dürfe nicht vergessen, dass deutsche Nationalspieler durch Sponsoren gefördert würden, während in Österreich jeder Spieler 150 Euro Kostenzuschuss leisten müsse, um an der EM teilzunehmen.

Direkte Duelle zwischen Lietz und Körper dürfte es wenige geben, da beide im Angriffszentrum agieren. Tipps, wie man den jeweils anderen neutralisieren könnte, werden sie ihren Abwehrkollegen geben. "Michi darf man nicht zum Schuss kommen lassen, und bei Eckenablegern muss man auf ihn draufgehen", sagt Lietz. Körper dagegen warnt vor "Tobis krassem Auge, er spielt unerwartete Bälle und setzt seine Mitspieler so perfekt in Szene." Da mit Tobias Hauke, Moritz Fuhrmann und Torhüter Andreas Späck drei weitere HTHC-Akteure im DHB-Dress auflaufen, ist Körper als Ratgeber für Österreichs Nationalcoach Frank Hänel sehr gefragt.

Für Hänel, Ex-Bundesligacoach des Uhlenhorster HC, ist die Partie gegen sein Heimatland noch brisanter als für die Spieler. Die wollen der Rivalität der beiden Nationen keine große Bedeutung mehr beimessen. Lediglich über die Unterschiede in der Sprache werde gefrotzelt, und während die Deutschen die Österreicher gern als "Holzfäller" oder "Bauern" bezeichnen, wird umgekehrt über die Wehleidigkeit des Gegners gelästert. "In jedem deutschen Team gibt es einen, der bei jeder Aktion rumheult. Wir nennen die Deutschen gern Jammerlappen", sagt Körper.

Eine kleine Anspielung auf den WM-Sieg der österreichischen Fußballer gegen Deutschland 1978 im argentinischen Cordoba darf natürlich auch nicht fehlen. Der Jingle, der nach jedem Tor eingespielt wird, ist das lang gezogene "I werd narrisch" aus der legendären Radioreportage von Edi Finger. "Ich hoffe natürlich, dass wir den im Auftaktspiel häufig hören", sagt Körper. Lietz grinst nur. Vorfreude ...