Nach einem Fußbruch meldet sich der Deutsche Sebastian Vollmer zum Play-off-Start der NFL zurück

Hamburg. Gesundheit. Mehr Wünsche hat Sebastian Vollmer eigentlich gar nicht an das neue Jahr. Aber eben auch nicht weniger. Er hat in seiner dritten Spielzeit in der National Football League (NFL) ja erleben müssen, was es heißt, nicht im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. Von den 16 Spielen der regulären Saison konnte er nur in sechs mitwirken. Erst waren es Rückenschmerzen, die ihn zum Zuschauen zwangen. Kaum dass sie überwunden waren, wurde Vollmer Ende November von einem Fußbruch gestoppt. Ein Spieler der Philadelphia Eagles war ihm aufs Sprunggelenk gefallen.

Seit gestern kann Vollmer wieder mit den New England Patriots trainieren. Ob das reicht, um am Sonnabend im Play-off-Viertelfinale gegen die Denver Broncos aufzulaufen, vermag er nicht abzusehen: "Die Chance ist auf jeden Fall da." Die Schmerzen auch, aber davon will sich der 143-Kilogramm-Mann aus Düsseldorf nicht stoppen lassen. In dieser entscheidenden Phase der Saison gebe es ohnehin niemanden mehr, der zu 100 Prozent gesund sei: "Das ist nun mal Teil dieses körperbetonten Spiels."

Wie es um seinen Fuß wirklich bestellt ist, darüber mag Vollmer nichts preisgeben. Wer sich angreifbar macht, hat schon verloren, das ist eines der Gesetze in der größten Profiliga der Welt. Vollmer, 27, ist in ihrer 50-jährigen Geschichte erst der vierte Deutsche, der es aufs Spielfeld schaffte - und der erste, der sich auf einer normalen Position als Stammspieler durchsetzen konnte. In der vergangenen Saison gehörte er in allen 17 Spielen zur Startformation des Teams aus Foxborough, Massachusetts.

Zuletzt aber durfte Nachwuchsmann Nate Solder, 23, seinen Platz auf der rechten Seite der Offensive Line einnehmen. "Er hat seine Sache gutgemacht", findet Vollmer. Und dass ein wenig Konkurrenz im Team auch nicht das Schlechteste sei. Grundsätzlich sei das Verhältnis nämlich gut unter den schweren Jungs. Denvers Überraschungssieg gegen Vorjahresfinalist Pittsburgh im Ausscheidungsspiel am vergangenen Wochenende (29:23 nach Verlängerung) habe er gemeinsam mit "ein paar Freunden" aus seinem Mannschaftsteil vor dem Fernseher verfolgt.

Über das Resultat war Vollmer nicht unglücklich. Pittsburgh gehört zu den drei Mannschaften, denen sich New England in dieser Saison geschlagen geben musste. In Denver hingegen warf Star-Quarterback Tom Brady die Patriots Mitte Dezember zu einem 41:23-Sieg. Unterschätzen aber dürfte man unter den acht im Play-off verbliebenen Teams niemanden mehr, warnt Vollmer: "Gut sind die alle."

Schon in den vergangenen beiden Jahren starteten die Patriots ja als Favorit in die K.-o.-Runde und schieden aus. Gewinnen oder nach Hause fahren, auf diese Formel hat Vollmer die Partie gebracht: "Das erhöht natürlich den Druck." Trainer Bill Belichick, der mit den Patriots dreimal den Titel gewinnen konnte, plant offenbar mit dem Deutschen: "Würden wir nicht hoffen, dass er uns im Play-off helfen kann, hätten wir ihn auf die Reserveliste gesetzt und einen anderen nachnominiert."

Das Vertrauen von Familie und Freunden in Deutschland hat Vollmer ohnehin nie verloren. Ihren Besuch erwartet er erst zum Super-Bowl-Finale am 5. Februar in Indianapolis.