Mit dem Club an der Alster steht Hockey-Ass Lea Loitsch im Viertelfinale der Hallenmeisterschaft. Dann folgt die Europameisterschaft.

Hamburg. Lea Loitsch dachte sich nichts dabei, als sie Mitte November, kurz vor Saisonbeginn in der Hallenhockey-Bundesliga, bei einem Testspiel in Großflottbek Marc Herbert unter den Zuschauern entdeckte. Als der U21-Nationaltrainer die Abwehrchefin des Clubs an der Alster nach der Partie ansprach, war die Überraschung umso größer. Herbert, der anstelle von A-Nationaltrainer Michi Behrmann die deutschen Frauen durch die Hallen-EM am nächsten Wochenende in Leipzig führen wird, wollte wissen, "ob ich Lust und Zeit hätte, die EM zu spielen. Bis dahin wusste ich nicht einmal genau, wann die überhaupt stattfindet", erinnert sich die 27-Jährige.

Aber natürlich hat sie Lust und Zeit, und so erreichte sie am 19. Dezember per E-Mail die Nominierung für ihr erstes großes internationales Turnier. Eine Ehre sei das, sagt sie, und zwar eine, mit der sie nicht mehr gerechnet hatte. Schließlich hatte sie ihre Nationalmannschafts-Ambitionen im August 2009 ad acta gelegt, nachdem sie zum wiederholten Mal kurz vor einem großen Turnier aus dem Kader gestrichen worden war. Da im Winter aber traditionell große Teile des A-Kaders fehlen - in diesem Jahr wegen der Vorbereitung auf die Champions Trophy in Argentinien -, ist der Weg frei für die besten Hallenspieler. Und zu denen gehört Lea Loitsch, was sie in der Hauptrunde eindrucksvoll bewiesen hat. Mit neun Siegen aus zehn Spielen holte sich Alster souverän die Nordmeisterschaft und geht an diesem Sonnabend (14.30 Uhr, Hallerstraße) als Favorit ins Viertelfinale gegen den Südzweiten Münchner SC. Zwar stellt das Team von Jens George "nur" die drittbeste Abwehr, dafür aber mit 82 Treffern den überragenden Angriff der Liga.

+++ Vier Hamburgerinnen im Kader für die Hallen-EM +++

Loitsch, die sich zur Physiotherapeutin ausbilden lässt und derzeit ein Praktikum im Querschnittsgelähmten-Zentrum des Klinikums Boberg absolviert, hat an Alsters Höhenflug großen Anteil. Im Sommer 2009 war sie von ihrem Stammverein Berliner HC nach Hamburg gewechselt. Mit ihrem schnörkellosen Aufbauspiel, ihrer Kampfstärke und dem Hang zu deutlichen Ansagen sorgt sie seitdem für Ordnung und Struktur und hat sich zur Führungsspielerin entwickelt.

Dass Alster nicht nur in der Halle souverän durchmarschierte, sondern auch auf dem Feld den Herbstmeistertitel erreichte, schreibt Loitsch einem Entwicklungsprozess in der Mannschaft zu, der nach der verkorksten vergangenen Feldsaison eingesetzt habe. "Wir waren fast abgestiegen. Dass wir uns aus dieser Situation gerettet haben, ohne dass es böses Blut gab, hat uns eng zusammenrücken lassen", sagt sie.

Dem Spiel gegen München blickt die gesamte Mannschaft mit Vorfreude entgegen, schließlich gelten die Bayern ebenfalls als spielfreudiges Offensivteam. Das Viertelfinale soll für Lea Loitsch jedoch nur der Auftakt sein für einen "goldenen Januar", den sie mit dem Titelgewinn in Leipzig und dem anschließenden Triumph bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft veredeln möchte. Diese findet am 21./22. Januar in Berlin statt, in der Halle ihres Stammvereins BHC. Im August macht Loitsch Examen, dann startet sie voll ins Berufsleben. Der Sport könnte darunter leiden, deshalb weiß sie, dass vielleicht nicht mehr viele Chancen kommen, um innerhalb von zwei Wochen zwei Titel zu holen.