Der Hamburger Sportsoldat Markus Münch will in diesem Jahr Diskus-Weltmeister Robert Harting zum ersten Mal besiegen

Hamburg. Selbstvertrauen hat er. "Ich habe mit Robert Harting eine Wette laufen, dass er noch in diesem Jahr gegen einen deutschen Diskuswerfer verlieren wird, nämlich gegen mich", erzählt Markus Münch, und mit einem siegesgewissen Lächeln fügt er hinzu: "Wenn er einmal einen nicht ganz so guten Tag erwischt, könnte es klappen." Den Wetteinsatz will Münch vorerst nicht verraten. Es scheint nichts Materielles zu sein. Der letzte Deutsche, der Harting bezwingen konnte, war der zweimalige WM-Dritte Michael Möllenbeck. Das ist sechs Jahre her.

Markus Münch, ein 2,07 Meter großer, 126 Kilo schwerer Hüne mit einem jungenhaften Antlitz, ist nicht gerade bekannt für große Sprüche, große Ziele aber hat sich der Hamburger Sportsoldat für das Olympiajahr schon gesetzt. Da wäre als Erstes die Teilnahme an den Spielen im August in London, zweitens ein neuer Vereinsrekord für die LG Wedel-Pinneberg, drittens der Abschluss seines Sportstudiums an der Universität Hamburg und viertens ebendieser Triumph über den zweimaligen Diskusweltmeister aus Berlin, der saisonübergreifend 21 Wettkämpfe in Folge gewann. Harting, 27, war 2011 einer von weltweit acht Leichtathleten, der bei jedem seiner Auftritte (16) siegte.

Jedes dieser Ziele ist eine Herausforderung für Münch, am leichtesten scheinen da noch das Unidiplom und die Olympiateilnahme. Drei deutsche Werfer dürfen in London in den Ring, und neben Harting (Bestweite: 69,69 m) sowie dem 24 Jahre alten Magdeburger Martin Wierig (67,21 m) sollte wohl auch Münch (66,87 m) die Qualifikation schaffen. 65 Meter sind dafür nötig, eine Weite, die er in den beiden vergangenen Jahren insgesamt fünf Mal übertraf. Den Vereinsrekord hält mit 67,60 Metern Rolf Danneberg, der Olympiasieger von 1984 in Los Angeles, und bis zum Sommer 2010 Münchs Trainer.

Vor anderthalb Jahren wechselte Münch zu Bundestrainer Jürgen Schult, 51, nach Potsdam. Schult, Olympiasieger 1988 in Seoul, hält mit 74,08 Meter immer noch den Weltrekord. "Wir harmonieren sehr gut. Das passt. Er weiß, wie er mich zu nehmen hat", sagt Münch. Ein finanziell interessantes Angebot des SC Potsdam schlug er dennoch aus. "Ich würde gern für meinen Heimatverein LG Wedel-Pinneberg bei den Olympischen Spielen starten. Dem habe ich viel zu verdanken. Danach können wir über alles reden."

Für London hat sich der 25-Jährige einiges vorgenommen. "Dabei sein ist nicht alles", sagt er, der Endkampf der besten acht sollte es möglichst sein. Dabei scheiterte Münch bei seinen ersten drei großen internationalen Auftritten, 2009 bei der WM in Berlin, 2010 bei der EM in Barcelona und 2011 bei der WM in Daegu, jeweils in der Qualifikation - mit Ergebnissen weit seinem Leistungsniveau. Unerfahrenheit (2009), den Trainerwechsel (2010) und eine Fußverletzung (2011) hat Münch dafür als Ursachen ausgemacht. "Es waren nicht die Nerven, wie viele meinen, es gibt diese Erklärungen", sagt er, "ich habe wiederholt in Wettkämpfen im sechsten und letzten Versuch meine besten Weiten erzielt. Das gelingt niemandem, der an sich zweifelt."

Münch sagt Sätze wie diese inzwischen mit fester Stimme, aus Überzeugung. Er ist gereift zur Persönlichkeit, sein Blick ist nach vorn gerichtet, er wirkt selbstsicherer und vor allem lockerer als in den vergangenen Jahren. "Das Training läuft optimal, meine Kraftwerte sind hervorragend, ich bin gut drauf und fühle mich entsprechend. Ich bin bereit für den großen Wurf", sagt er. Ein Indiz, dass es andere ähnlich sehen, glaubt Münch, sei das gewandelte Verhältnis zu Harting. "Der lässt mir gegenüber jetzt schon mal den Aggressiven heraus. Das ist für mich ein Zeichen, dass er mich ernst nimmt."

Die Wette gilt!