London. Der Krimi spielte nur einen Steinwurf entfernt, aber den "Überlebenskampf" des sechsmaligen Champions Roger Federer bekamen Rainer Schüttler und Florian Mayer bei ihren souveränen Auftaktsiegen in Wimbledon nicht mit. Während auf dem Center Court der Star ins Wanken geriet und gegen Alejandro Falla aus Kolumbien nur mit größter Mühe das erste Erstrunden-Aus eines Titelverteidigers seit Lleyton Hewitt 2003 mit einem 5:7, 4:6, 6:4, 7:6 (7:1), 6:0 verhinderte, trumpften der Korbacher und der Bayreuther auf den kleinen Nebenplätzen auf.

"Ich habe richtig gut gespielt", meinte Schüttler nach seinem 6:2, 6:2, 6:3 gegen den Russen Dmitry Tursunow. "Wenn man die erste Runde ohne Satzverlust übersteht, kann man nur zufrieden sein." Nächster Gegner ist der Usbeke Denis Istomin. Mayer machte die Träume des immer wieder von kleineren Verletzungen zurückgeworfenen Marin Cilic zunichte und besiegte den Kroaten mit 6:2, 6:4, 7:6 (7:1).

"Ich bin total überrascht, dass es so einfach ging. Sensationell, wie ich mich auf Rasen präsentiere", sagte der 26-Jährige, der nun auf Queens-Finalist Mardy Fish aus den USA trifft. 2004 hat Mayer auf dem Heiligen Rasen im Viertelfinale gestanden. "Ich fühle mich hier einfach wohl." Ebenfalls weiter sind Philipp Kohlschreiber (Augsburg), Daniel Brands (Deggendorf), Benjamin Becker (Mettlach), Angelique Kerber (Kiel) und Kristina Barrois (Saarlouis).

Federers Probleme fesselten freilich die meisten Zuschauer zum Auftakt des mit 15,6 Millionen Euro dotierten bedeutendsten Tennisturniers der Welt. Die 16 000 Zuschauer auf dem Centre Court trauten ihre Augen nicht, als sie sahen, wie Falla den unbezwingbar scheinenden Federer fast vier Sätze lang dominierte. Ehefrau Mirka in der Spielerloge mochte zum Teil gar nicht mehr hinsehen. "Er hat sehr stark gespielt, auf einen 0:2-Satzrückstand war ich nicht vorbereitet", gab der sechsmalige Wimbledon-Champion zu.

Der 26 Jahre alte Kolumbianer nutzte seine Chancen im entscheidenden Moment aber nicht. Beim Stand von 4:4 im dritten Satz hatte er vier Breakbälle, die er ausließ. Und im vierten Durchgang schlug er bei 5:4 zum Matchgewinn auf, kassierte aber das Break. Die Entscheidung. Danach ging nichts mehr für den 65. der Weltrangliste. "Ich habe von meiner Erfahrung und Fitness profitiert", sagte Federer und atmete tief durch.