Hamburgs und Schleswig-Holsteins Leichtathleten küren erstmals gemeinsame Meister

Hamburg. Das Haus verlässt Nils Winter neuerdings nur noch mit Sonnenbrille. Beim Heimwerken ist ihm am Wochenende ein wenig Eisenstaub in die Augen gerieselt, Winter musste im Krankenhaus behandelt werden, und seither reagiert er etwas empfindlich auf Licht. Immerhin: Das Weitsprungtraining funktioniert recht problemlos. Doch ob der Hallen-EM-Zweite vom Buxtehuder SV am Sonnabend bei den hamburgischen und schleswig-holsteinischen Meisterschaften an den Start geht, will er kurzfristig entscheiden.

Es könnte also sein, dass Wolfgang Klein seinen Hamburger Rekord noch ein wenig behalten darf. 1964 sprang der spätere HSV-Präsident 7,90 Meter weit. Der Hamburger Leichtathletik-Verband (HHLV) hat Klein, 69, fürs Wochenende in die Jahnkampfbahn eingeladen, wo es eine Premiere zu feiern gibt: Erstmals richten die beiden Nordländer gemeinsame Freilufttitelkämpfe aus. "Wir wollten ein kleines Meeting bekommen", sagt HHLV-Vizepräsident Rainer Blankenfeld, der alle Spitzenwettbewerbe auf den Sonnabendnachmittag gelegt hat. Im kommenden Jahr ist Lübeck der Schauplatz, 2012 ist wieder Hamburg am Zug.

Letztlich ist die Zusammenlegung auch aus der Not geboren. Die Teilnehmerfelder waren sowohl in Hamburg als auch in Schleswig-Holstein in einigen Disziplinen unter das Mindestmaß geschrumpft. "Im vergangenen Jahr waren wir nur zu dritt, und der Wettkampf war nach 15 Minuten erledigt", erinnert sich Diskuswerfer Markus Münch von der LG Wedel-Pinneberg. Anschließend habe er noch eine Trainingseinheit drangehängt. In diesem Jahr will sich Münch dezidiert vorbereiten, auch wenn er weiß, dass er am Ende mit 15 oder 20 Meter Vorsprung gewinnen wird: "Aber ich brauche noch ein paar Wettkämpfe bis zur EM."

Den Saisonhöhepunkt Ende Juli in Barcelona hat Münch, 24, fest eingeplant, nachdem er die nationale Norm von 64 Metern wie gefordert zweimal erfüllt hat. Weitspringerin Nadja Käther, 21, kann sich zumindest Hoffnungen machen. Außer der HSV-Athletin hat bislang nur die gebürtige Hamburgerin Bianca Kappler die 6,60-Meter-Marke übertroffen, was Käther selbst erstaunt: "Die Mädels haben alle noch ein bisschen Probleme." Am Ende werde wohl alles auf die deutschen Meisterschaften Mitte Juli ankommen.

Ihr Freund, der Hürdensprinter Helge Schwarzer (HSV), läuft wie Winter der Norm und Form für die EM noch hinterher, wird aber nicht in Hamburg starten, weil ihm die Jahnkampfbahn nicht behagt. Für Winter, 33, hat der HHLV eigens einen neuen Absprungbalken angeschafft. Sein vordringliches Problem aber lässt sich nicht kurzfristig lösen: dass nämlich die Jahnkampfbahn als einzige brauchbare Trainingsstätte oft anderweitig belegt ist. In der ersten Julidekade ist zudem die Leichtathletikhalle für die U-17-WM der Basketballer gesperrt. Winter: "Daran muss man arbeiten, wenn man Richtung Leistungssport denkt."