Der Erfolgscoach will zum Abschied mit den Damen des Uhlenhorster HC die deutsche Hockey-Meisterschaft in Mannheim verteidigen.

Hamburg. Es war ein sommerlicher Pfingsttag vor den Toren Amsterdams, die Sonne schien, und auch die Hockeydamen des Uhlenhorster HC hatten allen Grund zu strahlen. Zwar waren die Hamburgerinnen im Finale des Champions Cups gegen den niederländischen Seriensieger HC Den Bosch chancenlos gewesen, Europas Nummer zwei geworden zu sein, sorgte dennoch für Partystimmung. Auch Trainer Lars Reinecke war dieser nicht abgeneigt. Erfrischt mit dem einen oder anderen Kaltgetränk und voller Stolz auf den Erfolg seines Teams, zog es ihn in den hellblauen Fanblock, um die UHC-Männer zu ihrem Finaltriumph zu treiben.

Als Reinecke vor fünf Jahren sein Traineramt antrat, hätte er wohl selbst nicht geglaubt, dass er mit seinen Damen zu einer europäischen Finalrunde reisen, aus einem um den Klassenerhalt kämpfenden Zweitligisten ein Spitzenteam auf internationaler Ebene formen würde. 2006 gelang zunächst der Aufstieg in die Erste Liga, 2009 mit einer jungen, äußerst talentierten Mannschaft der erste Meistertitel nach 46 Jahren, zuletzt der Finaleinzug im Europapokal. Am Wochenende steht nun die Titelverteidigung beim deutschen Final Four in Mannheim an.

Es wird Reineckes letzte große Amtshandlung sein, schon vor Monaten hatte der Coach seinen Rücktritt zum Saisonende angekündigt. Der selbstständige Vermögensberater will sich verstärkt auf seinen Job konzentrieren, der bisherige Nachwuchscoach Kais Al Saadi tritt seine Nachfolge an. Reinecke, der selbst viele Jahre für den UHC in der Bundesliga spielte, fällt der Abschied nicht leicht. Er kenne schließlich nichts anderes, als einen wesentlichen Teil seines Lebens dem Hockeysport zu widmen.

Auch seiner Mannschaft steht eine Umstellung bevor. Reinecke glaubt, dass diese einigen seiner Spielerinnen durchaus gelegen kommen könnte. Nicht nur, weil nach mehreren Jahren Zusammenarbeit Abnutzungserscheinungen eintreten. Er gibt zu, etwas härter und vor allem lauter als andere Trainer zu sein. Über die Jahre hätten die meisten Damen aber gelernt, damit umzugehen, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler. Vielleicht, weil sie ihn auch anders kennenlernten. "Er ist der Typ harte Schale, weicher Kern", meint Spielführerin Janne Müller-Wieland. "Wir wissen das mittlerweile einzuschätzen. Außerdem ist es wichtig, dass ein Trainer auch mal durchgreift."

"Pushen" oder "nach vorn treiben" nennt Trainerfuchs Reinecke seine bissigen Erfolgsmethoden. Basierend auf seinen eigenen Erfahrungen als Spieler brachte er den Damen bei, dass man sich quälen muss, um etwas zu erreichen. Er betont, dass er trotz seines Führungsstils mit niemandem im Streit auseinander gehe, schwärmt von der Mannschaft, "einer echten Truppe, die zusammenhält". In besonderen Momenten wie in Amsterdam oder nach dem Bundesliga-Finale im Vorjahr in Düsseldorf zeigt er auch, wie sehr ihm seine Damen am Herzen liegen.

Nach dem überraschenden Triumph gegen den Club an der Alster vergoss er sogar ein paar Freudentränen. Dass der große Erfolg ausgerechnet gegen den großen Lokalrivalen gelang, war ihm dabei relativ gleichgültig. Reinecke ist gebürtiger Bremer, blieb daher auch als Spieler vor Derbys gelassen. "Mein erstes Spiel für den UHC war gleich gegen Klipper", erinnert er sich. "Alle redeten vom besonderen Stellenwert der Partie. Und ich fragte, was an dem Duell eigentlich so schlimm sei?" Mittlerweile spielt er nur noch für die "Müllmänner", eine mit ehemaligen Bundesligaspielern gespickte Mannschaft des UHC.

Über diese wird er dem Klub erhalten bleiben, genauso wie als Trainer der dritten Damen seiner Ehefrau Nicole, einer ehemaligen Bundesligaspielerin. "Der Verein hat mir viel gegeben. Ich denke, dass ich auch etwas zurückgezahlt habe", meint Reinecke. Auch wenn er dem Klub nicht ganz den Rücken kehren wird, könnte am Wochenende die eine oder andere Abschiedsträne fließen. Das müsse man aber eigentlich nicht schreiben, meint Reinecke: "Sonst denkt nachher noch jeder, dass ich eine Heulsuse bin." Unabhängig von der Wettervorhersage gab es von seinen Spielerinnen schon eine Empfehlung fürs Reisegepäck: eine Sonnenbrille solle er besser nicht vergessen.