Der 70-Jährige wird am Sonntag in die Hall of Fame aufgenommen

Hamburg. Er ist keiner, der gern im Mittelpunkt steht oder sein Gesicht in den Medien sieht. Aber am Sonntag wird Wilfried Sauerland nicht umhinkommen, sich feiern zu lassen. In Canastota im US-Bundesstaat New York wird der Chef des nach ihm benannten Berliner Profiboxteams als zweiter Deutscher nach dem 2005 verstorbenen Idol Max Schmeling in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen. Gewählt werden die Geehrten, die jedes Jahr im Juni mit einer feierlichen Zeremonie aufgenommen werden, von Mitgliedern der "Vereinigung der US-Boxreporter" und einem Komitee aus internationalen Boxsporthistorikern.

"Als ich den Anruf erhielt, war ich sehr überrascht und habe mich riesig gefreut. Das ist die größte Ehrung, die man im Boxen erfahren kann, zudem wird sie von neutralen Beobachtern verliehen, was für mich etwas ganz Besonderes ist", sagte der 70-Jährige, der gestern nach New York flog und am Donnerstag nach Canastota weiterreisen will. Dort werden seine Frau Jochi, die Söhne Kalle und Nisse mit ihren Familien, sowie diverse Teammitglieder und Boxer der Zeremonie, die bereits am Freitag mit einer Parade beginnt, beiwohnen.

Eine solch bedeutende Ehrung erfordert einen Blick zurück auf das Geleistete. Sauerland sieht als seine größte Errungenschaft den Fakt an, das Berufsboxen in Deutschland wieder zu Weltruhm geführt zu haben. "Als wir 1980 anfingen, lag das Boxen bei uns am Boden. Dass es jetzt wieder so weit oben steht und einen weltweit guten Ruf hat, macht mich glücklich", sagt er. Sauerland sagt "wir", weil er in die Ehrung ausdrücklich sein gesamtes Team einbeziehen möchte, und auch den großen Konkurrenten, den Hamburger Universum-Stall, der ebenfalls viel fürs Boxen getan habe. Dass dieser ohne einen neuen TV-Partner - der Vertrag mit dem ZDF läuft zum 31. Juli aus - vor dem Aus stünde, macht auch Sauerland Sorgen. "Ich wünsche mir, dass es bei Universum ordentlich weitergeht. Für das Boxen in Deutschland ist es wichtig, dass mehrere Promoter für gute Schlagzeilen sorgen", sagt er.

Für die Zukunft seines Unternehmens hat der umtriebige Rheinländer ehrgeizige Pläne. Der Vertrag mit TV-Partner ARD läuft bis 2015, bis dahin sollen weitere Turnierserien wie das "Super Six" im Supermittelgewicht etabliert werden. Pläne für ein ähnliches Format im Cruisergewicht stehen bereits kurz vor der Umsetzung. Der Senior will dabei weiter tatkräftig mithelfen. Auch wenn Sauerland mit seinen Nachfolgern um Sohn Kalle und Geschäftsführer Chris Meyer sehr zufrieden ist, will er auch in zehn oder 15 Jahren noch am Ring sitzen. "Vorausgesetzt, ich bleibe gesund!" Nur in der Ruhmeshalle des Boxens weiterzuleben, darauf kann Sauerland durchaus noch warten.

Sauerlands Cruisergewichtsweltmeister Marco Huck (Bielefeld) wird seinen WBO-WM-Titel am 21. August in Erfurt verteidigen. Das gab der Berliner Stall gestern bekannt. Der Gegner des 25-Jährigen steht noch nicht fest.