Hamburg. An den Moment im Herbst 2006, in dem er seine Begabung entdeckte, kann sich Mourad Bekakcha noch gut erinnern. Mehr zum Spaß hatte sich der ambitionierte Radfahrer für den Harburger Crossduathlon angemeldet. Als er sich wenige Hundert Meter nach dem Start umdrehte, habe er gedacht, er sei in die falsche Richtung gelaufen, so einsam war es um ihn. "Dabei war ich einfach nur viel schneller als die anderen."

Gute drei Jahre später ist Bekakcha Hamburger Meister über zehn Kilometer und im Marathonlauf. Das ist aller Ehren wert, aber welche Titel hätte der gebürtige Algerier wohl inne, wenn er nicht erst mit 28 ins Laufen gekommen wäre? Die Frage hat er sich mehr als einmal gestellt. "Dann könnte ich jetzt jedenfalls vom Sport leben."

Bekakcha (31) will sich nicht beklagen. Beim HSV, für den er neuerdings startet, trainiert er unter professionellen Bedingungen, fünfmal in der Woche. Er hat einen Sponsor, der ihm die Startgelder zahlt, einen, der ihm die Ausrüstung stellt, und einen, der ihn in Teilzeit beschäftigt, nachdem er seinen Frühdienst bei der Post erledigt hat, und ihm trotzdem genug Freiraum lässt für Frau und Tochter. Ab und zu fallen sogar drei- bis vierstellige Siegprämien für ihn ab oder auch eine Kaffeemaschine. Aber daran denkt Bekakcha nicht, wenn er läuft: "Ich schaue nur auf die Zeit, der Rest kommt allein."

2:30 Stunden hat er sich für den 25. Möbel-Kraft-Marathon am Sonntag vorgenommen. Das wäre vier Minuten schneller als im Vorjahr, doch damals war er noch im Aufbautraining und lange als Einzelkämpfer unterwegs. Diesmal will er sich ein bisschen im Windschatten seiner Mitläufer Jan Oliver Hämmerling (TSG Bergedorf) und Jon-Paul Hendriksen (TH Eilbeck) verstecken. Mit dem Wind nämlich mag sich Bekakcha auch nach zehn Jahren in Hamburg nicht recht anfreunden. Was die Temperaturen angeht, hat er sich längst akklimatisiert: "Bei mehr als 20 Grad bekäme ich Probleme. Da bin ich wahrlich kein Algerier mehr."

Im nächsten Jahr will sich Mourad Bekakcha auf 2:25 Stunden steigern. Mit der Zeit, so sein Kalkül, könnte er es 2012 für sein Heimatland zu den Olympischen Spielen in London schaffen. In Algerien, von wo ihn das Politikstudium nach Deutschland geführt hat, gebe es zwar einige schnelle Leute mit Bestzeiten unter 2:20. Die Lauferei sei noch immer recht populär, fast so wie der Fußball, den Bekakcha selbst einst in der zweiten Jugendliga spielte. Doch nominiert werde nur, wer auch Medaillenchancen habe - oder für die Kosten selbst aufkomme. Und in dem Punkt könnte Bekakcha bestimmt auf seine Sponsoren hoffen.