Bayern München und Schalke 04 dürfen sich im Titelkampf keine Ausrutscher mehr leisten. Die Münchner sind müde - das ist Magaths Hoffnung.

Bayern oder Schalke, Rot oder Blau - im Bundesliga-Titelzweikampf ist Verlieren verboten, und jeder Ausrutscher kann die Meisterschaft kosten. „Ich hoffe, dass das Verlangen größer ist als die Müdigkeit. Der Körper ist aber nicht so stark wie der Geist“, sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal angesichts der Dreifach-Belastung in Liga, Champions League und Pokal: „Und wir haben auch Weicheier.“

Letztere Aussage war vor dem vermeintlich einfachen Heimspiel gegen Hannover 96 am Sonnabend zwar ein Scherz des Niederländers, aber von der Hand zu weisen sind seine Bedenken nicht. Schalke-Trainer Felix Magath sieht genau darin die große Chance für seine Mannschaft, den ersten Meistertitel seit 1958 zu gewinnen.

Die Münchner sind müde - das ist Magaths Hoffnung. „Wir sind die einzige Mannschaft, die ihnen noch Paroli bietet“, sagte der frühere Trainer des Rekordmeisters und verdeutlichte, dass der internationale Erfolg des Rivalen ein Vorteil für die Königsblauen ist: „Um diese Spiele herum wird mancher Punkt gelassen.“ Generell gehe es jetzt „nur noch um Rot oder Blau“. Schalke muss bereits um 15.30 Uhr gegen Borussia Mönchengladbach vorlegen.

Arjen Robben, in den vergangenen Wochen Erfolgsgarant und Alleinunterhalter der Bayern in allen drei Wettbewerben, sieht den FCB in einer „super Ausgangsposition“, warnt aber eindringlich vor Schlendrian. „Wir hatten zuletzt drei überragende Wochen, aber wir müssen aufpassen, denn wir haben noch nichts gewonnen.“

Bayer Leverkusen (54), dass angesichts von sechs Punkten Rückstand auf die Bayern nur noch theoretische Titelchancen hat, muss sich am Samstag beim VfB Stuttgart beweisen. Der Kampf um die Champions-League-Plätze ist aber in den Hintergrund geraten, weil Trainer Jupp Heynckes mächtig auf den Tisch gehauen hat.

„Wenn man in drei Wettbewerben spielt, braucht man einen starken Kader. Nicht nur in der Breite, sondern auch qualitativ“, sagte der 64-Jährige und drohte mit dem Rücktritt: „Man kann nicht Spitzen-Fußball spielen, wenn nicht das entsprechende Personal da ist. Darüber muss man sich klar werden. Und ganz ehrlich: Ich werde auch nichts anderes akzeptieren!“

Werder Bremen (51) hofft darauf, dass die Diskussionen Leverkusen aus dem Konzept bringen. Die Hanseaten stehen beim Meister VfL Wolfsburg unter Zugzwang, könnten ihrerseits aber den Druck auf Borussia Dortmund (52) erhöhen, das am Sonntag gegen 1899 Hoffenheim antritt. Der Hamburger SV (48) empfängt den FSV Mainz 05 und muss auf Mladen Petric (Muskelfaserriss) verzichten. Die Mainzer mussten wegen der Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajoküll auf Island mit der Bahn anreisen.

Im Abstiegskampf könnte am Samstag die Vorentscheidung fallen: Der 1. FC Nürnberg wäre mit einem Sieg beim SC Freiburg die gröbsten Sorgen los, zumal Konkurrent Hannover bei den Bayern gefordert ist. Club-Trainer Dieter Hecking spielte die Bedeutung des Duells jedoch herunter: „Zum 168. Mal: Das ist kein Endspiel“, sagte er genervt.

Auch der Freiburger Coach Robin Dutt verweist darauf, dass er dieses Wort „niemals in den Mund genommen hat. Das Spiel ist enorm wichtig, es ist sicher entscheidend - aber wenn wir verlieren, geht es immer noch um den Relegationsplatz. Nürnberg ist dann weg, aber wir sind noch nicht abgestiegen.“

96 dagegen musste dagegen zunächst abwarten, ob nach dem Vulkanausbruch die Anreise nach München per Flugzeug möglich ist. Unabhängig davon ist die Hoffnung auf Geschenke der Bayern gering. „Wenn wir einen Punkt holen, wäre das ein Erfolg. Sollte es für drei Punkte reichen, wäre das ein Riesenerfolg“, sagte Trainer Mirko Slomka.