Hamburg. Andreas Rudolph (55), der Präsident der HSV-Handballer, hat seinen Verein nie als sportliche Zweckgemeinschaft verstanden. Das Zusammengehörigkeitsgefühl geht für ihn in Freude und Leid weit über das Handballfeld hinaus. So war es für Rudolph "eine Selbstverständlichkeit", der Familie des verstorbenen Oleg Velyky zu helfen. Dafür tritt der HSV heute, zwei Tage nach dem Triumph im Pokalfinale, in der Color-Line-Arena (19.15 Uhr, Karten ab 12,50 Euro; Sport 1 live) zu einem Benefizspiel gegen das deutsche Handball-Nationalteam an.

Es soll ein Abend des Erinnerns und Innehaltens werden. Halle und Personal verzichteten auf Miete, Lohn und Erstattung ihrer Kosten. "Olegs Tod führt uns allen vor Augen, wie flüchtig und unbedeutend sportlicher Erfolg letztlich ist", sagt Rudolph.

Mit den erhofften Einnahmen von rund 300 000 Euro soll Velykys Frau Katarina unterstützt und die Ausbildung ihres Sohnes Nikita (6) finanziert werden. Beide trafen gestern aus Kiew in Hamburg ein. Das Geld wird auf einem Konto der Hamburger Stiftung phönikks (hilft den Angehörigen Krebskranker) angelegt. Von dort wird es künftig nach Bedarf in die Ukraine überwiesen.

Als Oleg Velyky kurz vor Weihnachten Rudolph in seiner Wohnung besuchte, wussten beide, dass es Zeit zum Abschiednehmen ist. Velyky war vom Endstadium seines Krebsleidens gezeichnet. "Oleg sagte, dass er mit seiner Familie in die Ukraine fahren werde. Er wollte im März zurückkommen und dann wieder für den HSV Handball spielen. Uns beiden war bewusst, dass es dazu nicht mehr kommen wird. Seine Augen waren unendlich traurig, aber Oleg strahlte auch eine ungeheuere Stärke und Ruhe aus, er wirkte gefasst. Es war ein bewegender Moment", erzählt Rudolph. Velyky starb am 23. Januar in einem Krankenhaus seiner Heimatstadt Kiew.

Einer der besten Handballspieler der Welt, der für die Ukraine und Deutschland das Nationaltrikot trug, wurde nur 32 Jahre alt.

Schon zu Lebzeiten hatte Rudolph für die Familie vorgesorgt. Als Oleg Velyky im Januar 2008 einen Dreijahresvertrag beim HSV unterschrieb, garantierte der Klub im Gegensatz zu den gesetzlichen Gepflogenheiten die vollen Gehaltszahlungen auch im Krankheitsfall und zudem sechs Monate über seinen Tod hinaus. "Oleg hatte aufgrund seiner Krebserkrankung aus dem September 2003 große Schwierigkeiten, eine Versicherung zu finden, die seine Familie absichert", sagt Rudolph. Sechs Wochen nach der Vertragsunterschrift in Hamburg stellten die Ärzte erneut Hautkrebs bei Velyky fest.