Der Florettfechter aus Seevetal tritt beim Hamburger Michel an. Am Sportgymnasium Jena trainiert Strate für das Fernziel Olympia.

Hamburg. Maximilian Strate ist an diesem Tag in der Schule entschuldigt. Er hat einen Termin beim Zahnarzt seines Vertrauens. Und wo er schon mal in Hamburg ist, kann er auch noch bei seinem Ausrüster vorsprechen. Und seine Sponsorenmappe unter die Leute bringen. Und sich mit der Presse treffen. Und natürlich wird er später auch noch eine Trainingseinheit absolvieren. "Welcher 17-Jährige hat das schon?", fragt Strate keck.

Die Sache habe natürlich ihren Preis. Ein bisschen sei er seinen Altersgenossen fremd geworden, seit er sich vor drei Jahren entschied, das Gymnasium Meckelfeld hinter sich zu lassen und eine Karriere als Leistungsfechter anzustreben. Er besucht jetzt das Sportgymnasium Jena, sein Alltag richtet sich nach dem Fechttraining aus und nicht mehr umgekehrt. "Die Kooperation zwischen Schule und Internat läuft reibungslos", erzählt Strate, "alles ist auf dem gleichen Gelände." Und obwohl er jetzt weniger Zeit habe, seien die schulischen Leistungen besser geworden. Alles eine Frage der Disziplin: "Wenn man bei den großen Jungs mitspielen will, muss man sich auch so benehmen."

Nach Seevetal zu seiner Familie reist er nur noch einmal im Monat, mehr Bahnfahrten seien in seinem Budget nicht drin. Am Sonnabend führt ihn ausnahmsweise der Sport in seine Heimat: Beim Hamburger Michel, einem Florettturnier für Junioren in der Regionalsporthalle Volksdorf, ist er Titelverteidiger, 2009 gewann er unangefochten.

Strate sieht das eher als Trainingseinheit, er hat Größeres vor: den Aufstieg in den Bundeskader. "Ich will diesen schicken weißen Adidas-Anzug. Ich will zu diesen Besten gehören, die die 80-Millionen-Nation repräsentieren." Das sind ziemlich abgeklärte Sätze für einen 17-Jährigen, und Strate weiß, dass der Weg zu seinem Traumziel Olympia noch viel beschwerlicher wird als der, den er hinter sich hat, seit er als Siebenjähriger bei Blau-Weiß Buchholz zu fechten anfing. Seine Grundschullehrerin hatte ihn dazu animiert, weil sie wusste, dass er sich in "Massensportarten" wie Fußball nicht wohlfühlte.

Der Sport hat bei Maximilian Strate seine Spuren hinterlassen: eine Narbe an der Stirn und eine am Handgelenk. Berufsrisiko, gewissermaßen. Nur dass Fechten nicht zum Beruf taugt, weil die wenigsten davon leben können. Die Kosten für Schule, Waffen und Reisen tragen die Eltern, für die Ausrüstung kommt ein Sponsor auf. Der Lohn sind Erfolge wie der Gewinn des europäischen A-Jugend-Ranglistenturniers in Salzburg 2008: "Den trage ich das ganze Leben mit mir herum."

Nach dem Abitur hofft er ein Stipendium für ein Psychologiestudium in den USA zu bekommen - möglichst an einer renommierten Uni. "Das ist wichtig für den beruflichen Werdegang." So klingt ein großer Junge.