Hamburg. Ein wenig Enttäuschung konnte Mahir Oral nicht verbergen, als er die Plakate sah, mit denen der Profiboxstall Arena für seine Gala an diesem Sonnabend (22.20 Uhr, Sat.1 live) in der Sporthalle Hamburg wirbt. Dass der in Finkenwerder geborene Deutschtürke als Lokalmatador nur ein Name unter vielen ist, obwohl er gegen den Kolumbianer Juan Camilo Novoa um die Internationale WBA-Meisterschaft einen von vier Titelkämpfen bestreitet, hat ihn schon gestört. Beklagen will er sich darüber jedoch nicht, denn in den beiden Hauptkämpfen steigt einerseits mit dem kubanischen Federgewichts-Weltmeister Yuriorkis Gamboa ein Ausnahmekönner in den Ring, und andererseits mit Schwergewichtler Steffen Kretschmann der Athlet, der für Arena-Chef Ahmet Öner das Faustpfand für einen längerfristigen Kontrakt mit Sat.1 darstellt. "Ich muss mich durch Leistung anbieten, dann werde ich auch wieder Hauptkämpfer sein", sagt Oral.

Das mit der Leistung war zuletzt das Problem des Mittelgewichtlers gewesen. Nachdem er im Juni 2009 seine erste WM-Chance durch eine vorzeitige Niederlage gegen den damaligen IBF-Champion Arthur Abraham vergeben hatte, löste der 29-Jährige die danach folgenden Aufgaben im September gegen Alexander Sipos aus München und im Januar gegen den Italiener Fabio Liggieri wegen unzureichender Vorbereitung nur mit mühsamen Punktsiegen. Die Geburt seines ersten Kindes am 26. November hatte ihn emotional stark in Anspruch genommen. Mittlerweile hat sich der kleine Elijah Ceral in den Alltag des Boxers, der mit Ehefrau Ferda in Rahlstedt lebt, derart eingefügt, dass der 1,85 m große Athlet wieder das Leben eines Leistungssportlers leben kann.

Nach dem Duell mit Liggieri hat Oral auch den Trainer gewechselt. Da er sein junges Familienglück genießen wollte, trainiert er seit ein paar Wochen mit Arenas türkischem Coach Bülent Baser im Leistungszentrum des Hamburger Amateurbox-Verbands (HABV) am Braamkamp anstatt bei Hans-Jürgen Witte in Halle (Saale). HABV-Präsident Jimmy Jamal Abboud überließ dem früheren Norddeutschen Amateurmeister dafür sogar einen Schlüssel für die Halle. "Ich bin sehr dankbar, dass mich der Verband nicht vergessen hat und mir die Gelegenheit gibt, unter besten Bedingungen zu trainieren", sagt Oral.

Ein großes Ziel hat der beim Weltverband WBC auf Position sieben und bei der IBF an Rang elf geführte Boxer auch wieder vor Augen. WBA-Weltmeister Felix Sturm hat Interesse signalisiert, Ende des Jahres zu einer freiwilligen Titelverteidigung gegen ihn anzutreten. "Das wäre ein Traumkampf für mich", sagt Oral. In der WBA-Rangliste müsste er dafür in die Top 15 klettern, was ihm mit einem Sieg gegen Novoa gelänge. "Ich weiß, dass ich mich steigern muss. Aber ich habe hart und richtig trainiert", sagt er. Wenn er das umsetzt, ist der Weg zurück aufs Kampfplakat geebnet.