Hamburg. Gestern war ein guter Tag im Leben des Jimmy Jamal Abboud. Der Stolz war dem 35 Jahre alten Libanesen im Gesicht abzulesen, als er in seiner Eigenschaft als Präsident des Hamburger Amateurboxverbands (HABV) von Sportsenatorin Karin von Welck die neue Verbandshalle am Braamkamp übergeben bekam. Die ehemalige Polizei-Sporthalle, die die Stadt Hamburg als Eigentümerin für rund 380 000 Euro generalüberholen ließ, dient ab sofort als Leistungszentrum für die talentiertesten Boxer aus den 28 Hamburger Vereinen. Günter Ploß, Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB), und der Präsident des Deutschen Boxverbands (DBV), Jürgen Kyas, lobten die Zusammenarbeit mit dem Verband.

Ein Blick in das rund 500 Quadratmeter große Schmuckkästchen bewies, dass Abboud auf diese Errungenschaft seiner nun fast zwei Jahre andauernden Amtszeit zu Recht stolz ist.

Morgen Abend könnte von der Aufbruchstimmung, die auch gestern zu spüren war, möglicherweise kaum noch etwas übrig sein. Auf der Mitgliederversammlung des HABV in der neuen Verbandshalle stellt sich Abboud zur Wiederwahl. Glaubt man einer Oppositionsgruppe aus sieben Vereinen, der auch Abbouds Amtsvorgänger Olaf Jessen (Hankook) angehört, dann ist diese jedoch keinesfalls sicher. In einem offenen Brief an alle Mitglieder wirft die Gruppe Abboud und seinen Mitstreitern Willkür, Bevorzugung einzelner Vereine und Misswirtschaft zuungunsten des HABV vor.

Hauptstreitpunkt ist ein Vertrag, den der geschäftsführende Vorstand, dem neben Abboud noch Vizepräsident Ernst Matthiesen und Schatzmeister Dragan Stanojevic angehören, mit dem Profistall Arena abgeschlossen hat. Dieser räumt Arena ein uneingeschränktes Nutzungsrecht für die Verbandshalle ein, für das das Unternehmen monatlich 500 Euro überweist. Was die Opposition auf die Palme bringt, ist der Fakt, dass die Vereine ebendieses Nutzungsrecht nicht besitzen. Im "Beschluss über die Nutzungsbedingungen" heißt es wörtlich: "Vereine des HABV haben kein Anrecht auf Trainingszeiten." Der Beschluss sei ebenso wie der Vertrag mit Arena ohne Zustimmung der Vereine zustande gekommen. Ziel sei es deshalb, Abboud abzuwählen und Jens Hoyer vom BSV 19 als neuen Präsidenten zu installieren.

Abboud misst den Vorhaltungen keine Bedeutung bei. Der Vertrag mit Arena sei nur deshalb geschlossen worden, weil dort mit Mahir Oral ein früherer Hamburger Amateur unter Vertrag steht. Dass auch weitere Arena-Sportler sich am Braamkamp auf den Kampfabend am 27. März in der benachbarten Sporthalle Hamburg vorbereiteten, sei eine Ausnahme, und außerdem: "Wir können doch froh sein, dass wir dank Arena die jährlichen Betriebskosten von 6000 Euro decken können. An anderen Leistungszentren trainieren Profis kostenlos."

Dass die Vereine kein Anrecht auf Trainingszeiten hätten, sei der Gleichbehandlung geschuldet. "Der Braamkamp ist ein Leistungszentrum. Die Besten jedes Klubs können jederzeit dort trainieren. Aber die Vereine müssen den Breitensportlern eigene Hallen stellen, weil wir nicht allen Mitgliedern Trainingszeiten anbieten können", sagt Abboud. Da sich unter anderem der BSV 19 weigere, dies zu tun, versuche die Opposition, ihn in Misskredit zu bringen, um sich für die vor zwei Jahren erlittene Wahlniederlage zu revanchieren. "Aber das sind nur sieben Vereine von 28. Die haben keine Chance."