In Italien herrschte Genugtuung, nachdem Michael Schumacher im neuen Mercedes seinem einstigen Arbeitgeber nicht gefährlich werden konnte.

Sachir. Spott und Hohn kamen aus dem Ferrari-Land Italien, doch Michael Schumacher erntete für seinen ordentlichen sechsten Platz beim Comeback-Rennen auch Anerkennung. „Das Publikum hatte von Schumacher mehr erwartet, aber der Champion hat alles gegeben“, schrieb „Aujourd'hui en France“ am Montag. Und die französischen Kollegen von „Le Parisien“ prophezeiten bereits: „Schumacher hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen.“ In Italien herrschte dagegen Genugtuung, nachdem der Formel-1-Rekordweltmeister im neuen Mercedes seinem einstigen Arbeitgeber nicht gefährlich werden konnte. „Schumacher, der Weltmeister der Arroganz“, schrieb „Il Secolo XIX“ und die „Gazzetta dello Sport“ meinte: „Schumacher hat niemand gesehen“.

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Schumacher selbst stufte sein Abschneiden als zufriedenstellend ein. „Es wäre ja vermessen anzunehmen, ich käme da hin, setze mich ins Auto und fahre allen um die Ohren – ich jedenfalls hatte das nicht angenommen“, schrieb der siebenmalige Weltmeister am Tag nach dem Großen Preis von Bahrain auf seiner Homepage. Immerhin ließ er über drei Jahre nach seinem bis dahin letzten Rennen am 22. Oktober 2006 unter anderem Titelverteidiger Jenson Button im McLaren-Mercedes hinter sich. Allerdings musste er im ersten internen Grand-Prix-Duell mit dem 17 Jahre jüngeren Nico Rosberg klein beigeben. Sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen (5.) war der Wiesbadener schneller unterwegs.

„Irgendwie hatte man den Eindruck, der alte Mann ist in den Spielplatz der jungen Wilden eingedrungen“, urteilte die österreichische „Kronen Zeitung“: „Doch zumindest im ersten Rennen konnte ihnen der 41-jährige Rekord-Weltmeister ihr Spielzeug nicht wegnehmen.“ Immerhin waren dem reaktivierten Formel-1-Pensionär weder die 300 Kilometer noch die Hitze von deutlich über 30 Grad in der Wüste von Sachir anzumerken – trotz fehlenden Nickerchens, wie Schumacher verriet. Aber: „Auch heute, einen Tag nach meinem Comeback-Rennen, fühle ich mich extrem gut. Von der Fitness her war dieses Rennen überhaupt kein Thema für mich, da fand ich es gar nicht anstrengend“, betonte der durchtrainierte Kerpener.

Allein das Auto bereitet derzeit noch Probleme. Der neue Silberpfeil, schon bei den Testfahrten im Hintertreffen, bedarf weiterer Verbesserungen bis zum nächsten Showdown in knapp zwei Wochen in „down under“. „Man kann sicher kein komplett neues Auto bauen. Das wäre aber auch fehl am Platz und würde viel zu viel Zeit und Energie verschwenden“, meinte Schumacher zu aerodynamischen Weiterentwicklungen am MGP W01 bis zum Großen Preis von Australien.

Angesichts des triumphalen Auftritts seines ehemaligen Arbeitgebers Ferrari – wenn auch begünstigt durch den Zündkerzen- Defekt am Red Bull des lange Zeit führende Pole-Manns Sebastian Vettel – stichelte das Schweizer Boulevardblatt „Blick“: „Sitzt Schumi für seinen angestrebten achten WM-Titel drei Jahre lang im falschen Auto? (...) Gestern muss ihn die italienische Hymne vom fernen Podest tief im Herzen getroffen haben.“ Allerdings wirkte Schumacher äußerst entspannt. „Dafür, dass ich drei Jahre komplett draußen war und zur Vorbereitung nicht viel fahren konnte, bin ich sehr, sehr happy und stolz darauf, wie es gelaufen ist“, sagte er.