Platz sechs für den Altmeister im Mercedes beim Auftakt in Bahrain. Auspuff-Defekt kostet Sebastian Vettel den Sieg. Doppelsieg für Ferrari.

Manama. Die Reifeprüfung für die Königsklasse ist vor allem eine Reifen-Prüfung. Volle Tanks, 35 Grad Temperatur - nur wer die Nummer mit dem Gummi richtig hinbekommt, der hat die Fahrzeugnase vorn. So meldete sich Ferrari mit einem Doppelerfolg von Fernando Alonso und Felipe Massa beim Großen Preis von Bahrain zurück. Sebastian Vettel, der die Prozession durch die Steinwüste lange souverän angeführt hatte, wurde durch ein Auspuffproblem im Schlussdrittel um den Sieg gebracht. Und Michael Schumacher fuhr nach drei Jahren Pause als Sechster über die Ziellinie, hinter seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg - aber noch vor dem amtierenden Weltmeister Jenson Button.

Die Rennwagen-Karawane von Bahrain hat nicht halten können, was der große Hype versprochen hatte. Michael Schumacher, nur wegen der Punkteregelreform um acht WM-Punkte reicher, war mit seiner Coolness gut beraten.

Er ist bei seiner Fahrt zurück ins Hier und Jetzt der Formel 1 zwar nicht überlegen, aber sehr überlegt unterwegs. Das Fahren im hohen Rennfahreralter kann auch unter diesen Extrembedingungen ein Vergnügen sein: "Es hat viel Spaß gemacht", bilanziert der 41-Jährige, und gesteht nachträglich ein wenig Bammel: "Ich hatte vor dem Start ohne Traktionskontrolle schon Respekt, es ging aber gut. Körperlich war es ziemlich locker." Besonders aufregend fand er den Einstand nicht: "Nachher war es die Odyssee, die wir erwartet hatten. Am Boxenstopp kann man etwas machen, dann muss man hinterherfahren, wenn man nicht überholen kann. Die Reifen haben es nicht zugelassen."

Die neue Pneu-Generation passt nicht zu seinem Fahrstil, Schumacher klagte über Untersteuern. Und wurde vom Fahrer sofort wieder zum Analytiker: "Ferrari und Red Bull haben Vorteile, wir müssen deshalb noch was am Auto machen. Wir können kein neues Auto bauen, aber im Windkanal doch noch einiges arbeiten und alles optimieren." Ein klarer Befehl ans Silberpfeil-Team. Mercedes-Sportchef Norbert Haug verspricht: "Wir werden bald weiter vorne fahren."

Bedächtig wie ein Zen-Mönch hatte sich Schumacher in der Mercedes-Box auf das Rennen vorbereitet. Startplatz sieben, wie einst beim Formel-1-Debüt 1991 in Spa, nimmt er als Mantra: "Der Kreis schließt sich." Im Gegensatz zum allerersten Mal blieb er beim 250. Mal aber länger als 700 Meter im Rennen, und war nach der Startphase auch schon Sechster. Er hielt sich raus aus dem Gedränge und kam so an Vettels Teamkollegen Mark Webber vorbei. Über die Langstrecke kam Schumacher besser in Schwung. Nach zehn Runden lieferte er zum ersten Mal an diesem Wochenende eine bessere Rundenzeit als Rosberg ab, tastete sich ran, sah plötzlich gar nicht mehr so alt aus. Nico Rosberg verlor Platz drei durch einen schlechteren Boxenstopp an Lewis Hamilton im Kunden-Mercedes mit McLaren-Kleid.

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Die Tanklaster-Prozession der schweren Autos, vom Nachtankverbot und 160 Kilogramm Benzinladung provoziert, tötete die Aufregung des Starts, als Fernando Alonso eiskalt an seinem Ferrari-Kollegen Felipe Massa vorbeizog. Gut acht Sekunden waren die vollgetankten Boliden am Anfang langsamer als auf den Qualifikationsrunden mit wenig mehr als einer Pfütze Sprit an Bord.

Sebastian Vettel aber sah von der Poleposition lange wie der souveräne Sieger aus. Ehe er plötzlich langsamer wurde und erst das Ferrari-Paar Alonso und Massa, danach auch noch Lewis Hamilton kampflos vorbeilassen musste. Ferrari setzte eine umstrittene "Wunderfelge" ein, die Bremsen und Pneus kühlt. Alonso und Massa hinterließen den stärksten Eindruck - wenn nicht Vettel gewesen wäre.

Doch den Deutschen hatten schon in der vergangenen Saison die Red-Bull-Unzuverlässigkeiten den möglichen WM-Titel gekostet. "Ich hatte einfach keinen Dampf mehr auf der Kette", klagte Vettel. "Dann konnte ich nur noch Schadensbegrenzung betreiben." Immerhin ließ er das Mercedes-Duo Rosberg/Schumacher hinter sich. Vettels Fazit: "Wir sind am besten mit den Reifen umgegangen, das macht Mut." Wenn das Auto hält.

Die Saison hat für Formel-1-Deutschland mit einer Enttäuschung begonnen. Eigentlich kann nur Michael Schumacher zufrieden sein. Fürs Erste.