Das macht Lust auf die Heim-Weltmeisterschaft. Felix Neureuther und Maria Riesch haben mit ihren abschließenden Erfolgen im Saisonfinale der alpinen Skiläufer die Erwartungen für die Titelkämpfe im nächsten Winter in Garmisch-Partenkirchen sehr hoch geschraubt. "Da bekomme ich schon jetzt eine Gänsehaut", sagte Neureuther, der am heimischen Gudiberg den zweiten Weltcup-Sieg seiner Karriere eingefahren und sich damit endgültig als Siegfahrer in der Weltelite etabliert hatte. Der Triumph kostete ihn allerdings sein Haupthaar. "Ein Spezl" hatte ihm nach dem Sieg einen Irokesenschnitt verpasst -deshalb trug er am Rest des Wochenendes Helm oder Mütze. "Ich habe die beiden schönsten Rennen des Jahres gewonnen", sagte er und meinte die Läufe in Kitzbühel und Garmisch. Beim wichtigsten, den Olympischen Spielen in Vancouver, war er allerdings schon früh gescheitert. So reichte es im Slalom-Weltcup am Ende "nur" zu Platz fünf.

Maria Riesch schloss derweil ihre beste Saison mit der kleinen Kristallkugel für den Gesamtsieg im Slalom ab. Der dritte Rang beim Tagessieg von Marlies Schild (Österreich) reichte - auch dank des Fehlers ihrer Schwester Susanne, die vorzeitig ausschied. "Es war eine sensationelle Saison", bilanzierte Wolfgang Maier, Alpin-Direktor im Deutschen Skiverband. Mit drei Olympia-Goldmedaillen und sieben Weltcupsiegen waren die deutschen Skiläufer erfolgreich wie seit den 90er-Jahren nicht mehr.

Jenny Wolf gehört seit diesem Wochenende einem exklusiven Klub an, der außer ihr nur vier weitere Mitglieder hat. In Heerenveen sprintete die Berliner Eisschnellläuferin im 500-Meter-Rennen zu ihrem 50. Weltcup-Sieg. Ein Jubiläum, das bislang nur den Eislauf-Legenden Gunda Niemann-Stirnemann (98 Siege), Bonnie Blair aus den USA (69), der Kanadier Jeremy Wotherspoon (67) und Anni Friesinger-Postma (59) gelungen war. "Früher habe ich zu diesem Kreis aufgeblickt", sagte Wolf. "Endlich mal ein Ziel, dass ich nicht knapp verpasst habe." Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver hatten ihr nur fünf Hundertstelsekunden am Olympiasieg gefehlt. "Natürlich waren auch meine Beine müde, und ich sehne mich nach Urlaub", sagte die schnellste Frau auf dem Eis, nachdem sie in 37,96 Sekunden im zwölften Saison-Rennen den zehnten Sieg herausgelaufen hatte.

Während sich Jenny Wolf nun ihrem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und ihrer Hochzeit im Sommer widmen kann, hat bei Anni Friesinger-Postma ab sofort der lädierte Körper Vorrang. Zwei Wochen nach der Slapstick-Einlage auf dem Weg zu olympischem Team-Gold beendete sie die Saison mit einem neunten Rang über 1500 Meter und blieb erstmals seit 1998/99 ohne einen Podestplatz im Weltcup. In dieser Woche wird sie sich wegen ihrer anhaltenden Knieprobleme in München operieren lassen. "Da werden die Stellen geglättet, die Reibung verursachen. Dieser Eingriff hätte eigentlich schon im Dezember erfolgen müssen", sagte Friesinger-Postma. Ihre Karriere will sie erst nach der Weltmeisterschaft 2011 in ihrer alten Heimat Inzell beenden.

Eissprinterin Heike Hartmann aus Inzell hat am Rande der Weltcup-Rennen in Heerenveen ihre Unschuld beteuert. Das Bundeskriminalamt habe betont, "dass ich nicht verdächtigt werde, sondern Zeugin in dem Fall sei", sagte Hartmann. Auf der Suche nach Hintermännern im Fall Pechstein hatte das BKA im Auftrag der Staatsanwaltschaft München neben Hartmann auch die Berliner Nachwuchsläuferin Bente Kraus befragt. Von einem erhöhten Retikulozyten-Wert sei ihr nichts bekannt. "Die Nada hat sich nie bei mir gemeldet." Heute wollen führende Wissenschaftler in Berlin zum Dopingfall Pechstein Stellung nehmen.

Für Magdalena Neuner ist das Wintermärchen noch nicht zu Ende. Nach ihren Goldmedaillen in den kanadischen Olympia-Bergen gewann die Wallgauerin im finnischen Kontiolahti auch noch vorzeitig den Weltcup in der Verfolgung. Mit den Plätzen fünf und zwei im Sprint und im Verfolgungsrennen baute sie auch die Führung im Gesamt-Weltcup weiter aus - nach 20 Rennen liegt sie mit 719 Punkten um 32 Zähler vor ihrer schwedischen Rivalin Helena Jonsson. Am nächsten Wochenende fällt in Chanty Mansijsk (Russland) die Entscheidung.

Hinter der überragenden Weißrussin Darja Domratschewa, die beide Rennen gewann, setzte Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) ihre Abschiedstournee mit Platz drei im Sprint fort. Simone Hauswald (Gosheim) lief im Verfolgungsrennen ebenfalls auf Platz drei vor.

Der Olympiazweite Axel Teichmann gab bei Halbzeit entnervt auf, Tobias Angerer rettete sich als 15. ins Ziel. Die deutschen Skilangläufer haben beim traditionellen 50-km-Marathon in Oslo eine bittere Enttäuschung erlebt. Für den einzigen deutschen Lichtblick bei der WM-Generalprobe sorgte Evi Sachenbacher-Stehle als Fünfte über 30 km. Die umjubelten Volkshelden Petter Northug und Marit Björgen verdienten sich die Siegeraudienz bei König Harald von Norwegen. Angerer haderte mit dem Material: "Heute habe ich Boxenstopps geübt."

"Wir sind Hettich" - Familie und Freunde von Georg Hettich hatten T-Shirts mit diesem Aufdruck angezogen, als der Olympiasieger in der Nordischen Kombination von 2006 in Oslo mit Platz 39 seine Karriere beendete. "Das war schon sehr emotional", sagte Hettich, der am Vortag mit der Mannschaft noch einmal Dritter geworden war. "Aber der Sport ist nicht alles im Leben", meinte der 31 Jahre alte Doktorand der Sportwissenschaften.