Doppelolympiasiegerin Maria Riesch fällt die Rückkehr in den Weltcupalltag schwer. Nach zwei eher bescheidenen Resultaten in Crans Montana - Platz sechs in der Abfahrt und Platz acht im Super-G - kann die Partenkirchenerin den Kampf um die große Kristallkugel beinahe schon einstellen. Vor dem Weltcupfinale in Garmisch-Partenkirchen liegt sie 245 Punkte hinter ihrer Rivalin Lindsey Vonn zurück. Die US-Amerikanerin triumphierte in der Abfahrt und musste sich im Super-G nur der Schweizerin Dominique Gisin geschlagen geben.

"Es ist nicht so schlimm", tröstete sich Riesch, die gleich nach dem Rennen per Hubschrauber aus der Schweiz zu einem Empfang in der Heimat abhob. "Ich bin trotzdem eine sensationelle Saison gefahren. Der Gesamtweltcupsieg war schon vor diesem Wochenende eine schwierige Aufgabe." Nun soll beim Saisonfinale vor der Haustür, gleichzeitig Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2011, wenigstens noch die Slalom-Kugel eingefahren werden. Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg überraschte als Fünfte mit ihrem bislang besten Abfahrtsergebnis.

Didier Cuche ist der beste Abfahrtsläufer der Saison. Nur bei einem Rennen hatte er versagt: bei der Olympia-Schussfahrt in Whistler. Im norwegischen Kvitfjell rückte der Schweizer die Verhältnisse wieder zurecht. Mit fast einer halben Sekunde Vorsprung auf den Norweger Aksel Lund Svindal holte sich der 35-Jährige zum dritten Mal den Weltcup. "Didier hat das verdient", sagte Svindal. "Er ist der beste Abfahrer der Welt."

"Das war nix", zog Stephan Keppler ein ernüchterndes Saisonfazit. Außer seiner Olympiateilnahme blieb für den Ebinger kein zählbares Resultat übrig. In Kvitfjell landete er nur auf den Plätzen 42 (Abfahrt) und 22 (Super-G). Damit wird Felix Neureuther der einzige deutsche Starter beim Saisonfinale in Garmisch sein.

Tobias Angerer fühlte sich wieder jung. Der 32 Jahre alte Langläufer aus Vachendorf, Olympiazweiter in der Doppelverfolgung, führte als Senior eine junge deutsche Staffel beim Weltcup in Lahti auf Platz drei. "Die Jungs sind unsere Zukunft", sagte Angerer über seine 20-jährigen Mitstreiter Hannes Dotzler (Sonthofen), Philipp Marschall (Dermbach) und Tim Tscharnke (Biberau). "Sie haben einen tollen Job gemacht. Als Etablierter fühlte ich keine große Verantwortung." Dabei hatte der als Startläufer vorgesehene Jens Filbrich wegen einer Erkrankung passen müssen. Nach viermal zehn Kilometern lag das deutsche Team nur eine halbe Sekunde hinter den siegreichen norwegischen Staffeln. Einen Tag zuvor hatte sich Angerer mit einem nicht optimal präparierten Skatingski beim Sieg des Franzosen Maurice Manificat in der Doppelverfolgung mit Platz sieben begnügen müssen.

Evi Sachenbacher-Stehle konnte in Lahti ihre Olympiaform bestätigen. In der Doppelverfolgung hielt sie lange mit den dominierenden Läuferinnen Marit Björgen (Norwegen) und Justyna Kowalczyk (Polen) mit und belegte am Ende den sechsten Platz. Gestern führte sie als Schlussläuferin die deutsche Staffel mit Nicole Fessel , Katrin Zeller (beide Oberstdorf) und Miriam Gössner (Garmisch) auf Platz zwei hinter Norwegen - das gleiche Ergebnis wie bei den Winterspielen. "Es macht mir totalen Spaß zu laufen", sagte Sachenbacher-Stehle. "In der Staffel hatte ich ein paar Probleme. Aber ich wusste, ich laufe für Deutschland und nicht für mich allein. Also habe ich alles gegeben." Nachdem sie zuletzt immer in der klassischen Technik an Position zwei aufgeboten war, musste sie sich an die neue Situation als Schlussläuferin erst wieder gewöhnen. "Ich bin froh, dass es funktioniert."

Die nordischen Kombinierer planen einen Protest auf der Piste. "Uns ist bewusst, dass wir nur die Marionetten des Verbandes und der Funktionäre sind", sagte Athletensprecher Felix Gottwald . Der dreimalige Olympiasieger aus Österreich weiß das gesamte Kombiniererfeld hinter sich. Beim Weltcupfinale am nächsten Wochenende in Oslo wollen die Läufer gemeinsam mit einer spektakulären Aktion auf ihr Anliegen hinweisen. Eine gemeinsame Sitzung von Athleten, Trainern und Walter Hofer , dem Renndirektor des Weltverbandes FIS, war ohne greifbares Ergebnis geblieben.

In einer dreiseitigen Erklärung fordern Kombinierer aus fünf Ländern, darunter auch die deutsche Mannschaft, eine Entschuldigung für den aus ihrer Sicht unfairen olympischen Sprungwettbewerb von der Großschanze sowie ein Ende der "Funktionärs-Willkür". Die Sportler kritisierten, dass der Wettkampf am 25. Februar von der Jury "trotz offensichtlich irregulärer Wettkampfbedingungen" stattfand und grob die Fairness verletzte.

Den Wettkämpfen in Lahti konnte man Fairness nicht absprechen. Die Siege holten sich der Norweger Magnus Moan und der Finne Hannu Manninen . Der Oberwiesenthaler Tino Edelmann , der bei Olympia in Vancouver noch Probleme hatte, rehabilitierte sich mit den Plätzen drei und elf. "Tino hat gezeigt, dass seine Form noch stimmt", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch . Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) hat derweil die Saison beendet. "Er ist platt, es geht nicht mehr", sagte Weinbuch.

Michael Neumayer rettete den deutschen Skispringern in Lahti mit einem famosen Sprung auf 124 Meter im letzten Durchgang den dritten Platz im Teamspringen hinter Norwegen und Österreich. Und das, obwohl der Wind so heftig wehte, "dass die Sprünge kaum mehr zu kontrollieren waren", wie Neumayer sagte. Im Einzelspringen war Michael Uhrmann beim Sieg des überragenden Schweizer Olympiasiegers Simon Ammann auf Platz sechs bester Deutscher.