In Buchholz fand das Finale des Stevens Cyclocross-Cup 09/10 statt. Bei eisiger Piste mussten die Cyclocrossfahrer viel Geschick haben.

Buchholz. „Wieso stellt ihr die Hindernisse wieder auf? 50% der Strecke muss man doch eh schieben“, schreit ein Teilnehmer der Amateurklasse verärgert. Dann versucht er wieder auf sein Rad zu steigern und rollt, nein rutscht eher, weiter bis zur nächsten Kurve. Das Cyclocrossrennen an diesem Sonntag ist eine harte Prüfung für alle: Anhaltender Schneefall, Minusgrade und vereiste Pisten verlangen den Sportlern auf den zwei Kilometer-Runden alles ab. Dabei haben diese schon bei den vorangegangenen neun Rennen ihr Können gezeigt, das Rennen in Buchholz ist nun der Abschluss der Stevens Cyclocross-Cupserie, die am 03.10.09 in Bremen begonnen hat. Alle Rennen fanden im norddeutschen Bereich statt.

„Für den Veranstalter ist es Pflicht, für mindestens zwei Hindernisse und weitere Anstiege und Abfahrten sowie Tragepassagen zu sorgen“, berichtet ein Helfer von der Strecke. Er steckt die gelben Bretter nach dem Start wieder in die Vorrichtung. Sehr hoch sind diese nicht, aber die Fahrer müssen aus voller Fahrt absteigen und ihr Rad über die beiden Hindernisse tragen, wieder aufsteigen und Fahrt aufnehmen. „Ich habe keinen Bock mehr“, ruft ein junger Fahrer nach zwei Runden. Er trägt ein wuchtiges Mountainbike auf den Schultern. In Amateur- und Jugendklassen sind auch die schweren Brüder der Crossrennräder erlaubt. Der Vorteil: Bei Abfahrten sind die Bikes mit den dicken Rädern sicherer. Der Nachteil ist bei dem jungen Fahrer zu sehen: Das Tragen der Räder ist schwer. Und es braucht viel Kraft, um das Rad im tiefen Schnee zu beschleunigen. Trotzdem springt er wieder auf sein Bike und kämpft sich die 40 Minuten, die die Amateure fahren müssen, bis in Ziel.

„Beim Start war er schon weg“

Nachdem alle Amateure die Quälerei durch den Schnee ohne Stürze gemeistert haben, wird die Elite auf die Strecke geschickt. 50 Minuten ist hier die Vorgabe. Nach einer Runde wird berechnet, wie viele Runden zum Erfüllen der Zeitnorm nötig sind. Schon beim Startschuss geben die Cracks alles. Eine gute Ausgangsposition ist bei den schmalen Kurven zu Anfang wichtig. Oft können auch auf den geraden Strecken keine zwei Crosser nebeneinander fahren, überholen ist nur unter Kollisionsrisiko möglich. Der Schnee am Streckenrand tut sein Übriges, hier ist kein Durchkommen.

So entscheidet sich auch dieses Rennen am Anfang: „Beim Start war er schon weg. Ich habe noch probiert ranzufahren, aber Jan war zu stark“, spricht anerkennend der Zweitplatzierte Stefan Danowski in das Mikrofon des Streckensprechers. In der Endabrechnung des Stevens Cyclocross-Cups liegt der Fahrer vom Team TRENGA DE aber vorn. Der Sieger des Rennens in Buchholz, Jan Büchmann vom Nannook Racing Team, erreicht durch seinen Sieg letztendlich den dritten Platz in der Wertung der Fahrer unter 23 Jahren.

Erst im letzten Moment wird gebremst

Alle Elitefahrer fahren mit Cyclocrossrädern. Diese sehen aus wie normale Rennräder, es fallen aber sofort die dickeren Reifen auf. Jeder Normalbürger würde aber auch diese Gummis für viel zu dünn angesichts der steilen und vereisten Abfahrten erklären. Das Oberrohr ist etwas abgeflachter, damit das Rad einfacher zu tragen ist. Bei genauerem Betrachten fällt noch der größere Abstand zwischen Rad und Gabel auf: Der Dreck bleibt hier nicht so schnell hängen. Die gleiche Funktion haben die Cantilever-Bremsen. Scheibenbremsen würden Gefahr laufen, bei zu starkem Schmutz ihre Bremskraft zu verlieren. Trotzdem gibt es in Cyclocrosserkreisen heftige Diskussionen, welcher Bremsentyp der Effektivste ist. Eine Federung hat ein Cyclocrossrad übrigens nicht!

„Ich will mal schauen, wie man hier richtig runterfährt“, flachst Frauensiegerin Anne-Sophie Bertram. Sie steht an der Abfahrt und beobachtet mit Argusaugen, wie die Männer hier herunterrasen. Der Laienzuschauer ist eher geneigt wegzuschauen: Zu haarscharf kratzen die Sportler an den Bäumen vorbei. Erst im letzten Moment wird gebremst. Die Frauen waren da etwas vorsichtiger. Aber trotzdem hat Anne-Sophie Bertram alles richtig gemacht. Als die Zweitplatzierte Lisa Müller-Ott in der vorletzten Runde ihren Angriff auf die Spitze startete, blieb sie cool, wechselte sogar noch das Rad und konnte die Führende der Gesamtwertung auf Distanz halten. Das weiße Trikot der Gesamtersten bleibt aber bei Lisa Müller-Ott, die auch bei Duathlon- und Triathlonrennen erfolgreich ist. Radwechsel sind beim Cyclocross erlaubt, weil viel Dreck am Rad das Fahrverhalten stark beeinflussen kann.

Am 23.01.10 finden in Mol/Belgien die Masters Weltmeisterschaften statt. Bei Mastersrennen dürfen nur die über 30jährigen Amateure starten, die WM der Profis wird in Tschechien ausgetragen. In Belgien hat Cyclocross einen ganz anderen Stellenwert, die Rennen sind gut besucht und haben Volksfestcharakter. Die Stars um Sven Nys und Weltmeister Niels Albert sind Berühmtheiten in ihrem Land. In Deutschland ist Cyclocross nicht so bekannt, die Ambitionen sind trotzdem groß: Anne-Sophie Bertram ist letztes Jahr WM-Dritte geworden und hat sich auch für dieses Jahr viel vorgenommen. Die Form dazu hat sie.

Die Sieger des Stevens Cyclocross-Cups 09/10

Frauen Elite: Lisa Müller Ott (Uni Ski Club Kiel)

Männer Elite: Stefan Danowski (Team TRENGA DE)

U23: Barry Hayes (PRISMA Ferring/Brothers Team)

U19 Männer: Johannes Cords (Harvestehuder RV)

U19 Frauen: Jannika Scheuch (SV Allermöhe)

Senioren: Lars Erdmann (Germania Hamburg)

U17: Eric Skowronek (Harburger RG)

U15: Paul Lindenau (Germania Hamburg)