Mit Weltklasseleistungen hat Per Sandström die Lücke zu Nationaltorwart Johannes Bitter geschlossen.

Hamburg. An seine letzte Begegnung mit dem VfL Gummersbach hat Per Sandström keine schönen Erinnerungen. Gewiss, der HSV hat das Bundesligaspiel Ende September mit 34:28 gewonnen, was die Voraussetzung war, um noch in der gleichen Woche nach Minuspunkten erstmals am deutschen Handballmeister THW Kiel vorbeizuziehen. Nur dass Sandström zu alldem wenig beitragen konnte: Trainer Martin Schwalb hatte den Torhüter das ganze Spiel über auf der Bank gelassen.

Heute gastieren die Gummersbacher in der Hamburger Color-Line-Arena (20.15 Uhr/DSF), und einiges hat sich geändert seit jenen Herbsttagen, die keine leichten waren für Sandström. In den Zeitungen hat er damals lesen müssen, dass der Verein nach einer Alternative Ausschau hält. Der Schwede müsste lügen, würde er behaupten, dass es ihn nicht beschäftigt habe. Aber nur eine Woche lang. "Dann habe ich mich auf meine Sache konzentriert."

Es ist ihm, wie man heute weiß, recht gut gelungen. Gegen den FC Kopenhagen überstrahlte Sandström am Sonnabend mit einer Fangquote von 48 Prozent den Rest der Mannschaft zum wiederholten Mal. Schwalb vermutet, dass "es ihm mal ganz gut tat, in der Diskussion zu sein". Seit neun Tagen nun hat Sandström einen neuen Vertrag beim HSV. In der Bundesliga gibt es ausweislich der Statistiken derzeit keinen Besseren zwischen den Pfosten - und beim HSV eben auch nicht.

Längst kann Sandström (29) seinem Kollegen Johannes Bitter (27) nicht mehr nur in den Pausen am Spielfeldrand das Wasser reichen. 41,4 Prozent aller Würfe auf sein Tor hat der Schwede in dieser Bundesligasaison entschärfen können. Der Deutsche bringt es auf 36,8 Prozent, ein guter Wert zwar, aber keiner, der Bitters Ansprüchen genügt.

Eine naheliegende Erklärung ist, dass der Ellenbogen, aus dem er sich im Dezember freie Gelenkteile hat entfernen lassen, dem Nationaltorwart immer noch Probleme bereitet. Kurz nach der Operation hatte sich Bitter in die Europameisterschaft gestürzt, wo er zwar zu den wenigen verlässlichen Größen im deutschen Team gehörte, das vorzeitige Aus aber nicht verhindern konnte. Den Heilungsprozess hat das nicht befördert.

Auch Sandström gehörte zu den Enttäuschten der EM: Er wurde von der Schweden erst gar nicht berücksichtigt. Aber er nutzte die Zeit, um sich noch besser in Form zu bringen. Das Ergebnis ist, dass es die Nummer eins beim HSV neuerdings nur noch auf dem Spielberichtsbogen gibt. Der sportliche Leiter Christian Fitzek sieht darin kein Problem: "Gott sei Dank hat dieses Thema nicht die fast religiöse Dimension wie im Fußball." Wichtiger als eine klare Torhüterhierarchie sei ein starkes Gespann mit unterschiedlichen Charakteren, bei denen die sportlichen Gemeinsamkeiten stärker ausgeprägt seien als das Ego.

Beim HSV glaubt man ein solches Gespann zu haben. Sieben Spiele hat der Tabellenführer seit der EM-Pause in drei Wettbewerben bestritten, und Schwalb hat immer abwechselnd mal den einen, mal den anderen von Beginn an aufgeboten. Behält er den Rhythmus bei, wäre heute Bitter an der Reihe. Eins steht allerdings fest: Sandström wird diesmal seine Chance bekommen.

Eintrittskarten fürs Final Four (10./11. April) sind heute Abend am Eingang E1 erhältlich. Preis: 97,50 bis 117,50 Euro (nur Barzahlung) inklusive Fan-Shirt.