Vancouver. Sie ist das Gesicht der Spiele. Und es fiel ihr auch in der dritten Woche in Folge nicht schwer, in Vancouver für die Münchner Bewerbung zu lächeln. Katarina Witt mag ihre Rolle als Botschafterin für die Kandidatur der Winterspiele 2018. Die 44-Jährige hatte 1988 in Calgary ihr zweites Gold nach 1984 gewonnen. Mit Charme und Diplomatie vertritt sie die Interessen der bayerischen Landeshauptstadt. "Mein Vorteil ist es, dass mich viele Leute kennen und ich oft angesprochen werde", sagt sie, "auf diese Weise kann ich München wunderbar ins Gespräch bringen."

Thomas Bach, der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist Chef der Bewerbungsgesellschaft. Jeden Morgen hat er in Vancouver seine Mitarbeiter im "Deutschen Haus" in der Hastings Street versammelt, um das Netzwerk für München Masche für Masche weiterzustricken. Bach ist ein Netzwerker, und seine Beziehungen kommen der Kandidatur zugute. Sein unermüdliches Engagement erstaunt vor allem diejenigen, die glaubten, er würde wegen seiner Ambitionen auf den IOC-Chefsessel im Jahre 2013 Münchens Pläne eher halbherzig begleiten. Das Gegenteil ist der Fall. Bach (56) ist die Lokomotive, und alle ziehen mit. Seine wichtigsten Mitstreiter sind Modemacher Willy Bogner (68), seit drei Jahrzehnten Ausstatter der deutschen Olympiamannschaften, als Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft sowie IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger. Der 81-Jährige pflegt mit großem Spaß seine alten Kontakte.

Der Auftritt der Deutschen hat dann auch in der kanadischen Metropole beim IOC und den internationalen Fachverbänden viel positive Aufmerksamkeit erregt. Weit mehr jedenfalls als die unkoordiniert wirkenden Überzeugungsversuche der Konkurrenz aus Pyeongchang (Südkorea) und Annecy (Frankreich). München, das emotional und baulich auf das Erbe der Sommerspiele von 1972 setzt und dies als nachhaltiges, umweltschonendes Konzept verkauft, scheint nach internationaler Einschätzung auf gutem Weg, für die Abstimmung am 6. Juli 2011 im südafrikanischen Durban die notwendigen Stimmen zu finden.

Wären da nicht die wiederholten Stockfehler, die den führenden politischen Vertretern Bayerns und der Stadt unterliefen. Als Bürgermeister Christian Ude (SPD) bei der Pressekonferenz München auf Nachfrage als besonders sichere Stadt darzustellen versuchte, strich er das Oktoberfest mit seinen jährlich bis zu sechs Millionen Besuchern heraus, bei dem "noch nie etwas Gravierendes vorgefallen" sei. Er vergaß dabei die 13 Toten und 211 Verletzten bei einem Anschlag im September 1980.

Fünf Tage später wollte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Medien erneut zu einer Werbeveranstaltung bitten. Die inzwischen strengen Bewerbungsregeln des IOC erlaubten in Vancouver aber nur einen offiziellen Auftritt Münchens. Der Fehler wurde noch rechtzeitig bemerkt, die Veranstaltung zum Hintergrundgespräch deklariert. Später gab Seehofer munter Interviews. Das irritierte selbst Wohlmeinende.

Weit schwerer als diese Ausrutscher dürften die Proteste wiegen, die von den Gegnern der Bewerbung in München, Garmisch-Partenkirchen und Königssee formuliert werden. Bach weigert sich zwar, von einer "Anti-Olympia-Bewegung" zu sprechen, in Zeiten des Internets ist den Kritikern jedoch weltweite Aufmerksamkeit gewiss. Kosten und Klimawandel sind ihre Hauptargumente gegen München 2018, insgesamt 18 Punkte sprächen gegen die Kandidatur. "Eine Olympiabewerbung wird in der Bevölkerung nie eine hundertprozentige Zustimmung erhalten", sagt Katarina Witt, "ich bin aber sicher, dass Winterspiele in München gut für die Stadt, die Region und unser ganzes Land sind."