Whistler. Zwei Olympiasiege für Magdalena Neuner, insgesamt fünf Medaillen für die Frauen, aber die schlechteste Bilanz seit 22 Jahren - die Biathleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) verließen Vancouver mit gemischten Gefühlen. Weniger Olympiamedaillen hatte es zuletzt in Calgary 1988 gegeben - damals fanden allerdings nur drei Männerrennen statt. Vor allem die Fehlschützen standen in der Kritik, nachdem es für das erfolgsverwöhnte Männerteam erstmals seit 1968 keine Medaillen bei Winterspielen gab. Der DSV kündigte angesichts des Debakels personelle Konsequenzen an.

"Früher hieß unser Sorgenkind Alpin, jetzt ist es das Männer-Biathlon. Da müssen wir bis Sotschi 2014 ein richtiges Aufbauprojekt starten", sagte DSV-Präsident Alfons Hörmann. Die wichtigste Personalentscheidung ist schon gefallen: Der bei den Sportlerinnen nicht unumstrittene "Goldschmied" Uwe Müssiggang wird zum neuen Cheftrainer für Männer und Frauen aufsteigen. Müssiggangs Nachfolger bei den Frauen werden der dreimalige Olympiasieger Ricco Groß und Gerald Hönig. Bei den Männern sollen die Olympiasieger Mark Kirchner und Fritz Fischer den diesmal erfolglosen Bundestrainer Frank Ullrich beerben. Dessen Abschied stand aber schon vor den Spielen fest.

Außerdem sollen die Männer Nachhilfe am Schießstand erhalten. Nach dem Vorbild des sechsmaligen Olympiasiegers Ole Einar Björndalen aus Norwegen soll ein Schießtrainer verpflichtet werden. Diese Entwicklung haben die deutschen Biathleten total verschlafen. Vor allem in der Staffel hatten sich die deutschen Fehlschützen blamiert. Andreas Birnbacher beispielsweise feuerte da wild in der Gegend herum und verschenkte mit zwei Strafrunden die Medaille. "Die Bilanz der Männer ist ganz bitter", sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. Letztmals waren deutsche Biathleten vor 42 Jahren in Grenoble bei Winterspielen ohne Medaille geblieben. 2006 in Turin waren es noch fünf Medaillen, vier davon glänzten golden.

Michael Greis, in Turin noch dreifacher Olympiasieger, übte heftige Kritik: "Nur herzukommen und zu denken, die Dinge werden schon gut laufen, das reicht halt nicht. Es ist uns hier nicht gelungen, den Teamgeist zu entfachen, den man bei Winterspielen braucht."