Whistler. Nach dem Einzeldebakel beschwören die deutschen Biathleten den Geist der Winterspiele 1998 im japanischen Nagano. "Damals hatten wir vor der Staffel auch noch keine Medaille, und dann gab es Gold", sagte Thomas Pfüller vor dem 4x7,5-km-Staffelrennen heute (20.30 Uhr) in Whistler. Der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV) weiß aber auch, dass seine schwächelnden Männer seit ihrem Goldlauf von Turin in den vergangenen vier Jahren kein einziges Rennen mehr gewonnen haben.

"Vom Potenzial her haben wir es drauf. Die Medaille ist unser Ziel. Da werden wir nicht herumreden", sagte Michael Greis. Der dreifache Goldheld von 2006 ist der einzige deutsche Staffelläufer, der überhaupt weiß, wie man gewinnt. Greis erlebte sein erstes großes Staffelrennen bei der Heim-WM 2004, als er in Oberhof auf der Ziellinie über die deutsche Fahne in seiner Hand stolperte.

Der 33-Jährige aus Nesselwang dämpft aber gleichzeitig angesichts der aktuellen Kräfteverhältnisse die Erwartungen. "Das Feld ist groß, und es gibt einige Mannschaften, die gewinnen können", sagte Greis. "Wir sind nur Fünfte im Nationencup. Wir müssen uns vor allem mental gut vorbereiten. Nur wenn wir an uns glauben, ist die Medaille möglich."

Immerhin gelangen der Staffel, die diesmal mit Greis, Andreas Birnbacher (Schleching), Simon Schempp (Uhingen) und Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) besetzt ist, in diesem Winter bereits zwei starke Rennen, die in Hochfilzen und Oberhof jeweils auf dem dritten Platz endeten. An der Spitze schafften die vier Olympiafavoriten Norwegen, Russland, Österreich und Frankreich je einen Sieg.

Fragezeichen standen bis gestern hinter dem Einsatz des im Olympiawinter zum etatmäßigen Startläufer aufgestiegenen Christoph Stephan. Der Oberhofer war durch einen Erkältungsinfekt gehandicapt. Nachdem dieser über Nacht schlimmer geworden war, nominierte Bundestrainer Frank Ullrich den 21 Jahre alten Schempp als Startläufer.

"Wir haben uns noch einmal akribisch vorbereitet und rücken von unserem Ziel, eine Medaille zu gewinnen, nicht ab", sagte Ullrich vor seinem vermutlich letzten olympischen Rennen hinter dem Trainer-Fernrohr.

Der Coach hatte ausgerechnet nach Nagano den Job von Norbert Baier übernommen. Damals waren die Asse um Ricco Groß, Sven Fischer und Frank Luck materialtechnisch gnadenlos unterlegen, erst ein komplettes Umschleifen der Ski in der Nacht vor der Staffel brachte die Wende.