Die 20-Jährige galt Experten nur als Geheimtipp. Trainer Mathias Berthold hatte seinen Schützling dagegen schon länger auf de Rechnung.

Whistler. Ein Schwung à la Bode Miller wurde Viktoria Rebensburg schon öfter nachgesagt – jetzt hat sie wie der amerikanische Ausnahme-Skirennfahrer olympisches Gold in der Tasche. Zwar zählte die 20-Jährige bei Buchmachern und Experten vor dem Rennen nicht zu den großen Favoriten, aber Trainer Mathias Berthold hatte ihr den Erfolg schon seit der Olympia-Generalprobe zugetraut. „Als ich vor zwei Jahren die Strecke gesehen hab`, habe ich sofort an Vicky gedacht“, verriet Berthold kürzlich – der deutsche Damen-Cheftrainer behielt recht.

Der Stern der Sportlerin aus Kreuth, die zum ersten Mal mit drei Jahren auf den Skiern stand, ging bei der WM 2007 in Are zum ersten Mal auf. Nach fünf eher lehr- als erfolgreichen Rennen durfte sie bei den Weltmeisterschaften in Schweden ran. Und damals kam die Riesenslalom-Könnerin auf dem achten Platz ins Ziel. „Das war voll geil, richtig stark“, lobte Berthold damals. Rebensburg selbst dürfte es „cool“ gefunden haben – ihr Lieblingswort.

Der Erfolg der Geheimfavoritin war bei den Großen der erste Sieg. Bei den Junioren räumte die Sportlerin, die am Start immer eine Wasserflasche mit einem „Schuss Bull“ wegen des großen Durstes braucht, schon häufiger ab. Dreimal wurde sie Weltmeisterin beim Nachwuchs, zuletzt zweimal vor einem Jahr in Garmisch-Partenkirchen. Ein gutes Omen für die WM der Elite in einem Jahr an selber Stelle.

Auf dem Weltcup-Podest stand „Vicky“ vor den Spielen erst einmal. In Cortina war sie bei der Generalprobe im olympischen Riesenslalom Zweite – und mit dem Selbstvertrauen reiste sie nach Olympia. Dass Rebensburg immer weiter an die Weltspitze herankommt, liegt sicherlich nicht nur an ihrem Talent. Auch die Doppel-Belastung Schule und Sport ist endlich weg. Im Sommer 2009 legte sie ihre Abiturprüfung an, derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur Zollwachtmeisterin.

Bei den Spielen in Whistler lief zunächst nicht alles nach Plan. Im Super-G hätte sie nach einer fehlerhaften Fahrt fast aufgehört, am Ende stand ein 28. Platz in den Listen. Mit einem „:-(“ kommentierte sie das enttäuschende Abschneiden auf ihrer Internetseite. Anders als bei den Weltmeisterschaften in Val d'Isère schlug Rebensburg aber diesmal im Riesenslalom zurück. Damals war sie Dritte nach dem ersten Durchgang, fiel aber zu angriffslustig auf Platz neun zurück. Damals holte Kathrin Hölzl Gold, jetzt die junge Teamkollegin, die Sushi am liebsten isst. Und eine Lieblingsgröße hat sie auch: „170 cm, aber eigentlich bin ich 169 cm.“

In Sachen Schwung hat Rebensburg übrigens ein übergroßes Vorbild. Zumindest, wenn sie als Hobby-Golferin spricht. „Na ja, sagen wir mal Tiger Woods, weil er 'den' Schwung hat, verriet die deutsche „Juniorsportlerin des Jahres 2009“. Am Abend des Gold-Coups dürfte sie sich auch ihr liebstes alkoholisches Getränk gegönnt haben: ein dunkles Radler.