Kai Wandschneider, der Trainer des TSV Dormagen, stapelt vor dem Spiel gegen den HSV tief: “Acht bis zwölf Tore Differenz wären schon okay.“

Hamburg. Kai Wandschneider will kein Träumer sein, dafür kennt er das Handballgeschäft zu gut. Eine Niederlage mit acht, vielleicht zwölf Toren Differenz gegen den HSV Hamburg heute Abend (20.15 Uhr), "das wäre schon okay", sagt der Trainer des TSV Dormagen.

Das klingt allzu bescheiden, bedenkt man, dass seine Mannschaft ihr letztes Heimspiel gegen den aktuellen Tabellenführer der Bundesliga Anfang vergangener Saison sensationell mit 28:27 gewinnen konnte. Schon damals war es das Duell des Klubs mit dem niedrigsten Etat (1,2 Millionen Euro) gegen den mit dem mutmaßlich höchsten (7,5 Millionen). "Aber damals hat der HSV das Spiel mehr verloren, als dass wir es gewonnen haben", erinnert sich Wandschneider, "die Hamburger hatten so kurz nach Olympia gar keine Mannschaft zusammen."

Nein, ein erneuter Erfolg wäre utopisch: "Wiederholungen gibt es nur im Fernsehen, aber nicht im wahren Leben." Dort nämlich hat Wandschneider zwei seiner besten Leute im Laufe der Saison ziehen lassen müssen. Im November wechselte der frühere HSV-Kreisläufer Kjell Landsberg nach Göppingen, vergangene Woche dann verließ auch der mit 109 Toren herausragende Christoph Schindler den Klub, er spielt jetzt für Gummersbach.

Vor allem aber scheint der HSV über Missgeschicke wie damals längst erhaben zu sein. "Die Mannschaft hat uns in dieser Saison noch nicht enttäuscht", sagt der sportliche Leiter Christian Fitzek. Auch bei der einzigen Niederlage der Bundesligasaison Anfang November in Göppingen (35:36) sei kein Vorwurf angebracht: "Wir sind viel fester und haben eine höhere Qualität als noch vergangene Saison."

Das sieht auch der gebürtige Hamburger Wandschneider so: "Der HSV ist weiter als damals, er spielt noch variabler und kreativer und hat mit Domagoj Duvnjak und Igor Vori zwei Weltklassespieler dazubekommen."

Ob es nächste Saison eine Neuauflage gibt, ist fraglich. Selbst wenn der Klassenerhalt gelingt, wird der ehemalige Bayer-Klub, dann unter dem Namen DHC Rheinland, vermutlich keinen Vollprofi mehr beschäftigen können. "Wir sind die Vogelfreien der Liga", sagt Wandschneider, "das könnte aber unsere Stärke sein." Beim HSV wird hinterher keiner sagen können, er sei nicht gewarnt gewesen.