Whistler. Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann darf mit seiner neuen "Wunder-Bindung" von der Großschanze springen und hat den Erzrivalen Österreich damit in eine tiefe Krise gestürzt. "Die dreiköpfige Jury hat die Entscheidung von Materialchef Juoko Toränen einstimmig bestätigt, dass sie keine Verletzung des bestehenden Reglements sieht", sagte FIS-Skisprungchef Walter Hofer.

Zuvor war das Equipment des Schweizers, der in der Qualifikation eine überlegene Bestweite von 140 Metern sprang, im Materialcontainer in Whistler zehn Minuten ausgiebig untersucht worden - nach einer Anfrage seines eigenen Verbandes. "Es ist alles in Ordnung. Ein Teil kann nicht schuld an meiner guten Leistung sein", sagte Ammann.

Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner schloss trotzdem nicht aus, dass sein Verband wie angekündigt am Sonnabend nach dem ersten Durchgang gegen Ammann protestieren werde - und sorgte damit selbst beim eigenen Team für Gelächter. "Wenn sie jetzt noch protestieren, machen sie sich endgültig lächerlich", sagte der Schweizer Disziplinchef Gary Furrer. Selbst die eigenen Athleten rückten von der Verbandsspitze ab. "Ich glaube nicht, dass das nötig war. Und die Athleten sind die Leidtragenden", sagte Vierschanzentournee-Sieger Andreas Kofler. Und Ammann sagte: "Die österreichischen Athleten muss ich in Schutz nehmen. Das Problem liegt anderswo."

Den Streit um Ammanns verändertes Bindungssystem hatten die Österreicher vom Zaun gebrochen, nachdem sie im Springen von der Normalschanze von Ammann besiegt worden waren. Die Jury mit Sandro Pertile (Italien), Donald Grady (Kanada) sowie Geir Steinar Löng (Norwegen) hatte an der Neuerung aber ebensowenig etwas auszusetzen wie der Finne Tormänen.

Sollten die Österreicher den Streit doch noch auf die Spitze treiben wollen, müssten sie bis 15 Minuten nach dem ersten Durchgang unter Zahlung von 100 Schweizer Franken ihre Protestnote einreichen. Dann würde die dreiköpfige Jury zusammentreten und sofort über den Fall entscheiden. Gegen die Entscheidung könnte aber wiederum Einspruch eingelegt werden, theoretisch droht ein juristisches Gerangel bis zum Internationalen Sportgerichtshof CAS. Aber die Chancen für Österreich sind nach dem Juryentscheid gleich Null.

In einem Schreiben hatten die Österreicher das Schweizer Team zudem ultimativ aufgefordert, "wegen der Chancengleichheit sofort den Einsatz des neuen Bindungssystems zu stoppen". Begründet wurde ihre Forderung mit vermeintlichen Verstößen gegen die internationale Wettkampfordnung - die Bindung sei gefährlich und ein unerlaubtes technisches Hilfsmittel.

Nach Meinung der Österreicher soll Ammann die raffinierte Änderung einen Weitengewinn zwischen fünf und zehn Metern ermöglichen. "Ammann hat eine Veränderung vorgenommen, die ihm definitiv hilft", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Martin Schmitt, der in der Qualifikation 25. wurde und ebenso wie der über den Weltcup qualifizierte Michael Uhrmann, der Qualifikationsdritte Andreas Wank und Michael Neumayer auf Rang zwölf für den Wettkampf startberechtigt ist, sagte: "Simon ist der beste Skispringer. Ihn hat die Diskussion nicht beeindruckt, die Österreicher schon."